Jan Burow
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Außenbord malen - 21/06/2008 10:57
Es war das Jahr 1971, wir lagen mit der MS „Santa Rita“ im Hafen von Porto Alegre/ Brasilien. Es ist der letzte Hafen der Ausreise und somit liegt das Schiff am weitesten aus dem Wasser. Diese bedeutet, dass das Außenbord malen hier beendet sein sollte. Die Crew war auch soweit fertig und wir saßen auf der Stellage am Bug, als unser Bootsmann zur Teatime rief. Der Matrose neben mir meinte zum Bootsmann, er wolle noch den Namen des Schiffes zu Ende malen und dann nachkommen. Teatime zu Ende und wir gingen nach vorne um die Stellagen abzubauen, unser Jungmann ging mit forschem Schritt zu einer der Stellagen, die mit einem Slipknoten an der Reling befestigt war, zog an diesem und ließ los. Das nächste was wir vernahmen war ein unmenschlicher Schrei, das laute Geräusch von einem Klatscher auf dem Wasser und wildes Fluchen. Die Crew und der Bootsmann schauten über die Reling und sahen unseren Matrosen im Fluss ein nicht ganz freiwilliges Bad nehmen. Unser Bootsmann ließ dann zu folgenden Satz verlauten, „Kuddel, bring mir ja den Pinsel wieder mit und jetzt ist auch nicht die Zeit zum Baden“, drehte sich um, trat dem Jungmann in sein verlängertes Rückgrad und ging ohne weiteren Kommentar von dannen. Der Matrose erklomm mit dem Pinsel im Mund und unter herauslassen von weiteren nicht kommentierbaren Flüchen die Kaimauer und ging zur Gangway, wo ihn der Bootsmann bereits erwartete, übergab den Pinsel und ging nach vorn. Dort stand nun der Rest der Crew, mit einem mehr oder weniger grinsenden Gesicht, bis auf einem, dieser stand mit gesengten Kopf und nervösen Händen etwas seitwärts. Der Matrose nahm ihn väterlich in den Arm, ging mit ihm zur Reling und fragte wie viel Bier denn den Besitzer wohl wechseln müsste um dieser Angelegenheit zu bereinigen. Bevor unser Jungmann nun die Antwort darauf geben konnte, packte der Matrose ihn am Genick und Hosenbund, hievte ihn hoch über die Reling und wünschte eine angenehme Reise. Es folgte der Klatscher auf dem Wasser und von unten rief eine Stimme, ob man mit fünf Kästen Bier diese Angelegenheit erledigen könnte. Am Abend wurde unter viel Gelächter und der Vernichtung von einigen Bierchen der Friede besiegelt.
Jan Burow
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