Siegmar P.
|
Ein Vermißter - 11/06/2008 15:38
Ein Vermißter wurde wiedergefunden !
Ich war Matrosenlehrling auf der MS Theodor Körner der Handelsflotte in der Zeit von September 1960 bis August 1962. In unserem 2. Lehrjahr gab es einen Matrosenlehrling der hieß Zöllig und war aus Kühlungsborn. Sein Hobby war die Fotografie und ansonsten war er munterer Geselle und bei allen bekannt. Mir und meinem Kumpel vermittelte er einmal eine Übernachtung in seinem Elternhaus in Kühlungsborn. Nach einem Jahr verloren wir uns aus den Augen, denn er hatte seine Lehre erfolgreich beendet und ging auf ein Produktionsschiff. Zwei Jahre später wurde ich von einem Matrosen angesprochen, der bei uns angeheuerte hatte. Er fragte mich, da er erfahren hatte, dass ich auf der Körner gelernt habe, ob ich einen Matrosen Zöllig kenne. Das bejahte ich. Da erzählte er mir, dass er mit diesem Matrosen auf einem Kümo gefahren ist und dieser nahe dem damaligen Feuerschiff Anholt während der Mittagszeit (Zöllig hatte Backschaft) nicht mehr an Bord aufzufinden war. Zwei Stunden hätte man noch die See abgesucht ihn aber nicht mehr gefunden. Er wurde wohl als vermißt oder auch tot erklärt. Wieder ein Jahr später, ich machte eine Reise auf der MS Oder. Wir lagen in Lissabon dösten an Deck umher, an der Gangway saß ein Geheimpolizist mit Sonnenbrille und einer Wumme unterm Jacket. Da lief ein bundesdeutscher Frachter ein und legte achtern von unserem Schiff an. Die Gangway wurde runtergelassen und die Besatzung ging fröhlichen Mutes an Land. Wir durften das nicht. Auf einmal, ich dachte ich traue meinen Augen nicht, kam Zöllig anmarschiert. Ich rief ihn von der Schanzig zu, er reagierte und wunderte sich genau so wie ich und kam unter Mißachtung aller Sicherheitsregeln an Bord und erzählte mir auf der Luke sitzend und rauchend seine Geschichte. Er wollte in den Westen (davon hat es ja einige gegeben) und hatte sich Zeitpunkt und Ort überlegt aber nun gerade nicht den Günstigsten, den sie fuhren wohl gerade nach England und da wäre alles bequemer gewesen. Nachdem er alle Aufgaben seines Backschaftsdienstes erfüllt hatte, das Feuerschiff in Sicht war, ist er mit seinen sieben Sachen über Bord. Seinen zur damaligen Zeit teuren Fotoapparat sein Seefahrtsbuch fein säuberlich in Zellofan eingepackt und los. Bis er merkte, dass er dem Feuerschiff gar nicht so richtig näher kam. Die Strömung war von ihm nicht einkalkuliert worden. Das hieß es Ballast abschmeißen und zwar als erstes den Fotoapparat. Mit letzter Kraftanstrengung dann doch am Feuerschiff angekommen, gabs da keine Möglichkeit an Deck zu kommen. Da sagte er, schwanden mir die Sinne. Die Kollegen vom Feuerschiff hatten ihn aber mitbekommen und zogen ihn raus. Nach einer Odyssee erst in Dänemark und dann bei bundesdeutschen Reedereien war er auf dem Schiff gelandet, welches nun rein zufällig hinter uns lag.
Diese Geschichte ist nicht erfunden und wurde erlebt von Siegmar P. der 1964 aus familiären Gründen kurz vor dem Gang nach Wustrow der "christlichen" Seefahrt Ade gesagt hat. Meine Schiffe auf denen ich gefahren bin waren die MS Theodor Körner, MS Warnow, MS Oder, MS Aldebaran, MS Kühlungsborn. Na nd die Reederei war die DSR Deutfracht
|