Conny
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Hanjin Amsterdam Teil 20 - 27/12/2012 11:36
Vietnam
Mittwoch, 26.12.12 Wir hatten einen sehr unruhige Nacht. Mein Seebär hat sich was eingefangen. Er stand einen Kampf mit einem akuten Brechdurchfall aus. Ans Schlafen war da kaum zu denken. Hauptsächlich der Durchfall machte ihn zu schaffen. Ob die Übelkeit nun noch dazu kam, von dem starken Stampfen des Schiffes, keine Ahnung. Wir haben Windstärke 7 und Wellenstärke 6 bei einer Temperatur von 27 Grad. Das geht. Aber die Dühnung der Wellen, wesentlich kräftiger, als bisher auf dieser Reise. Der Mülleimer hat seine Funktion verändert. Am Morgen beruhigt sich sein Körper, dank Imodium Akut. Ich habe auch eine sehr gute Reiseapotheke mit. Trotzdem frage ich lieber den Chiefmate, ob noch etwas anderes in der Bordapotheke steckt. Wir befinden uns in der tropischen Region der Welt. Aus Erfahrungen weiß ich, dass unsere Medikamente nicht so wirken. Allerdings sind die Bordapotheken mit ihrer Ausrüstung auf ein Drittel zu früher, runtergefahren worden. Richtig weiter helfen kann er nicht. Nicht einmal flüssiges Pflaster ist an Bord. Deshalb musste schon der SM in Singapur zum Arzt. Seebär hat auch noch Fieber dazubekommen. Heute wäre Landgang in Vietnam. Dieser wird wohl ins Wasser fallen. Auf der Brücke lasse ich mir den Hafen auf der Seekarte zeigen. Super, weit hinter Vung Tau, ca. 50-60 Km entfernt. Ich erfahre von der Azubiene das man in Vietnam als Taxis Mopeds benutzt. Das kann mein Seebär heute vergessen, das sieht er selber auch so. Zum Arzt will er auch nicht. Das müssten wir jetzt vorher beim Kapitän anmelden, damit das von der Agentur in Vietnam organisiert werden könnte. Hoffentlich geht das bis Hong Kong gut. Männer!? Ein paar Fieber- und Schmerz- und Durchfallmittel habe ich in unserer Reiseapotheke. Es wird schon helfen. Es muss einfach genauso schnell verschwinden, wie es gekommen ist. Ich könnte mich an die Azubiene und an die Jungs hier ran hängen zum Landausflug. Es wollen einige heute Abend an Land. Aber in der Regel landen Seeleute (Philippiners) dann in der nächsten besten Bar. Das muss ich mir noch überlegen, aber Moped fahren, naja?, wäre mal was anderes. Ob der Seemannspastor an Bord kommt, konnte man mir bisher nicht sagen, das wäre auch noch eine Möglichkeit, er hatte bei der letzten Reise dem Kapitän die Sehenswürdigkeiten gezeigt. Abwarten, wie es sich alles entwickelt. Die drei Passagiere steigen heute in Vung Tau ab. Erst einmal sind sie bedient. Der Zoll muss extra wegen Ihnen aus der Ho-Chi-Minh-Stadt anreisen. Dafür werden sie dann auch exklusiv in die Ho-Chi-Minh-Stadt mit genommen. Der Spass kostet sie 200,00 USD, dann noch eine zusätzliche Einreisegebühr von 100,00 USD/je Person. Hans und Dominic waren ein bisschen empört darüber. So ist es, wenn man eine Reise auf den Frachtschiff macht, man muss immer damit rechnen, dass etwas anders ist, als bei einer normalen Einreise als Tourist. Wir mussten für Vietnam angeben, wieviel Bargeld wir mit uns führen. Der Chiefmat meinte nur, die Rentnerin habe 10 Euro angeben. Na, wie weit sie damit wohl kommen wird? Das Meer hat hier eine ganz helle blaue Färbung. Es ist sagenhaft, wie unterschiedlich die verschiedenen Gewässer auf dieser Reise ihre Färbung haben. Es sind viele kleine Fischerboote zu sehen. Das Typhon kommt hier oft zum Einsatz. Nachdem Mittagessen kann man am Horizont bereits die Umrisse vom Land erkennen. Mein Seebär liegt geschwächt im Bett. Wo er sich so auf Vietnam gefreut hatte. Es war für ihn der Höhepunkt und nun so etwas. Ich entschliesse mich noch zur Back zu gehen, es sind ja noch fast 2 Stunden bis der Lotse kommen soll. Eine gewaltige Dühnung hat das Meer. Beeindruckend. Langsam nimmt das Land am Horizont Gestalt an. Es ist Vung Tau, wie man gut an der 30 m hohe Jesusfigur erkennen kann, die sich an der Spitze der Halbinsel befindet. Es kommen zwei Lotsen an Bord. Die Hanjin Amsterdam fährt um das Land herum. Wir fahren an der gut sichtbaren Seilbahn vorbei, oberhalb liegt dort eine Art Vergnügungspark. Mein Seebär hat sich inzwischen auch auf das Deck gequält, um sich wenigsten einen Eindruck vom Land bei der Einfahrt zu bilden. Die Seekarte behält recht und wir entfernen uns immer mehr von Vung Tau. Es wird offensichtlich, dass der Ort für heute unerreichbar bleiben wird. Immer mehr fahren wir in das Gebiet von Mangroveninseln hinein. Schiffsspitzen ragen gelegentlich über den Mangroveninseln empor. Der Hafen kommt immer näher. Als erstes ein noch sich im Bau befindliches Terminal. Dahinter liegt dann der Tan Cang-Cai Mep International Terminal, wo genau 3 Liegeplätze an der Pier sich befinden. Dort werden wir gegen 17.00 Uhr festgemacht. Weit und breit außer Hafen und Land nichts. Da es meinem Seebär immer noch nicht gut geht, entscheiden wir auf einen Landgang zu verzichten. Hier wo nichts ist, was soll ich da draußen. Da werde ich nichts verpassen. Wir gehen zum Abendbrot. Die drei anderen Passagiere, dürfen noch über Nacht an Bord bleiben und werden dann morgen früh um 7.00 Uhr abgeholt. Der Chief kommt mit diversen Seefahrtsbüchern in der Hand übers Deck geeilt, schaut mich an und sagt: "Los gehts."? Ich widerspreche und sage, ich habe schon beim Kapitän den Landgang abgesagt. Er drauf: "Na und." Spontanität ist gefragt, vollkommen unvorbereitet, schnappe ich mir meine Ausweiskopie und Geld, verabschiede mich vom kranken Seebär und ab, auf zum Landgang. Am Hafentor warten schon die Mopeds auf uns. Sechs Mann sind wir, drei Philippiners, Chief, Azubiene und ich. Die Mopeds waren bereits vorher schon von dem Philippiner geordert worden. Sie fahren uns in den nächsten Ort auf den Markt. Ich traue meinen Augen nicht, die Philippiner kaufen zwei lebendige Hühner für 35 USD. Der Chief sagt nur, wir wissen von nichts. Sie wollen die wirklich an Bord mitnehmen und da schlachten. Mich erinnert das an die entsprechende Folge von der Serie "Zur SEE". Ich kaufe für meinen Seebären die kleinen Bananen. Dann fahren uns die Mopeds durch den Ort in eine Strassenbar. Das erinnert alles an Sri Lanka (die Hütten - bzw. Art Garagenbauweise) und Thailand (die einheimischen Strassenlokale). Es reisst mich nicht vom Hocker. Bloss gut das ich meinem Seebären widersprochen habe, mitkommen zu wollen. In die Bar kehren wir dann doch nicht ein. Die Philippiner wollen in eine Bar, wo sich mehr Frauen aufhalten. Also fuhren wir dahin. Die Straßen sind gut, aber Autos kann man hier an einer Hand abzählen, dafür aber die typischen Bilder von Mopeds bis 3 Personen drauf und in der Mitte noch ein Hund. Dort angekommen finden wir einen Garagenbau vor, wo sich mehrere junge Frauen mit ihren Kindern aufhalten. Sie wohnen dort. Vorne ein länglicher Tisch mit Klappstühlen. Der eine Philippiner springt auch wie selbstverständlich rein, richtet den Tisch (er scheint nicht zum ersten Mal hier einzukehren) und platziert nach Rückfragen mit den Chief die Mädels um die drei Philippiners. Naja, der Chief ist dankbar, dass ich neben ihm sitze. Der eine Philippiner sagt zu der neben ihm sitzenden Vietnamesin, dass die Azubiene seine Freundin sei. Wir trinken unser Bier aus und entschließen uns in die vorgehende Bar zurück zukehren, damit die Philippiner noch die Zeit bekommen, bis zum Landgangsende um 24.00 Uhr ihrem Bedürfnis nachzugehen. Wir drei Deutschen und der eine Philippiner lassen uns zurück fahren. Dort lassen wir dann noch gemütlich den Restabend ausklingen. Die Mopedfahrer haben überall gewartet, denn die Bezahlung von 10 USD bekamen sie erst nach Ablieferung am Hafentor. Seebär hat nichts versäumt, was er noch nicht selber schon in anderen Ländern gesehen hatte. Er schlief bei Rückkehr um 23.00 Uhr tief und fest.
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