Peter
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Reede Bombay - 06/01/2011 12:51
Bombay Reede
Nach mehreren Unterwegshäfen kommen wir mit der MAGDEBURG, einem Typ IV der DSR, am Abend auf der Reede von Bombay an.
Es ist schon dunkel und aus der Ferne ist ein riesiges Lichtermeer zu sehen. Es ist aber nicht die Stadt Bombay, sondern eine Ansammlung von etwa 20 Schiffen bzw. deren Decksbeleuchtung, die wir da sehen. Das teilt uns der Ausguck mit, denn er hat auf der Brücke ins Radar geschielt. Na dann Prost Mahlzeit, da kommt ja was auf uns zu. Und richtig, am nächsten Morgen kommt ein Boot. Aber nur, um uns mitzuteilen, dass wir mit einer längeren Reedeliegezeit rechnen müssen. Für diese „erfreuliche“ Nachricht wird dem Bootsführer eine Stange Zigaretten (Amis natürlich) runter gereicht. Er holt sich Namen und Heimathafen des Schiffes und noch einige weitere Auskünfte und tuckert dann wieder in Richtung Hafeneinfahrt. Jeden Tag fährt das Boot die auf Reede liegenden Handelsschiffe ab, holt sich einen Tag hier und am nächsten Tag dort dort seine Stange Zigaretten. Immer wenn das Boot in den nächsten Tagen kam, und es kam lange und fast jeden zweiten, dritten Tag, spielte sich in etwa das Folgende ab. Das Boot kam in Rufweite ans Schiff heran und der „Alte“ rief aus der Brückennock seine Frage nach einem Hafenliegeplatz runter. Darauf kam von unten die Antwort: „I don’t now, may be to morrow, may be after to morrow, I don’t now!“ (Ich weiß nicht, kann sein Morgen, kann sein Übermorgen, ich weiß nicht!) Für diese „erschöpfende“ Antwort bekam der Bootsführer jedesmal die obligatorische Stange Amis. Oft kam das Boot aber auch an die Gangway und brachte die Post, die für uns inzwischen bei der Schiffsmaklerei eingegangen war. Die Reprä-Rechnung des Kapitäns muss dabei ganz schön geblutet haben. Aber wie sagt schon das alte deutsche Sprichwort ganz richtig: „Wer gut schmiert, der gut fährt“!
Wir hatten jedenfalls regelmässig unsere Post. Aber auch die Bootsbesatzung muss gut verdient haben, denn es lagen etwa 20 bis 25 Schiffe auf Reede. Der Chief-mate (I.Offizier) und der Bootsmann waren über die Reedeliegezeit natürlich hoch erfreut, hatten sie doch fast die gesamte Decksgang für die Instandhaltungsarbei
ten am Schiff zur Verfügung. Trotz der Hitze wurde ganz schön was geschafft.
Auf der nächsten Reise der MAGDEBURG der Deutfracht Seereederei, die mit Leyland-Bussen nach Kuba gehen sollte, musste wir nach einer Woche in England absteigen, da es mit einem in der Themse auf Grund und auf der Seite liegenden Schiff schlecht möglich ist, den Atlantik zu überqueren. Dies ist aber eine andere Geschichte:
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