Conny
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Hanjin Amsterdam Teil 9 - 15/12/2012 09:18
Piratengebiet
Freitag, 14.12.12 Es kühlt sich kaum noch ab, das Thermometer zeigt um 6.00 Uhr morgens bereits 26 Grad im Schatten, und das ohne Zeitverschiebung. Die Uhr wird jetzt nach Vorschlag des Chiefmates an den Kapitän erst von 13.00 Uhr auf 14.00 Uhr umgestellt (insgesamt Zeitverschiebung von drei Stunden nach vorn). Es ist auf einem Schiff doch egal, wir sind ja auf dem Meer. So braucht die Besatzung eine Stunde weniger am Nachmittag arbeiten. Alles ist möglich. Die Windstärke liegt 2 und die Wellenhöhe entspricht einem Ententeich, also gleich null. Bei so einem Wellengang haben es die Piraten leichter. Die Holzboote der Piraten kann das Radar auch nicht wahr nehmen. Die Mannschaft klebt die Scheiben der Fenster der Deckstüren mit Pappen zu. Um 9.00 Uhr erreichen wir die Zone 1 des Piratengebietes. Das andere Ehepaar hat nach Verhaltensregeln beim Kapitän nachgefragt. Bekam als Antwort, dass wir Passagiere uns im Aufbau drinnen aufhalten sollen, Brücke und Nock sind auch tabu, da verschärfter Ausguck gehalten wird. Mein Seebär meinte nur, na zum Glück haben wir noch nicht gefragt. Wer viel fragt, bekommt auch viele Antworten. Mit der Brücke und Nock ist ja noch zu verstehen, aber das wir für zwei Tage keine frische Luft schnappen sollen, nicht so recht. Das wir den Aufbau in der Zeit nicht verlassen, ist auch klar. Beim Kaffeetime am Vormittag sitzt auch der Kapitän unten im Ladebüro. Zu uns sagt er gar nichts zu Verhaltensregeln. Er meinte nur, dass die französische alte Frau wieder die Deckstür nicht verschlossen hatte. Eine russische Fregatte, hat auf Beachtung eines zwei Meilen Abstandes zu ihnen bestanden. Ein Anrecht hätten sie aber nicht, da wir uns in internationalen Gewässern befinden. Die Reederei hat auch angeordnet, dass durch die Zone 1 das Schiff ca. 20,5 Knoten fahren soll. Wir stellen die Liegestühle auf unser Deck. Ist ganz schön lauter als auf der Back. Aber mit Musik oder Stöpseln im Ohr geht alles. Mein Seebär liest ein Buch und ich nutze am Vormittag noch den Swimmingpool. Ein Zettel an der Innenseite der Deckstür, weisst die Mannschaft drauf hin, dass wir draussen vor auf dem Deck sitzen. Durch das abgeklebte Fenster sind wir ja nicht zu sehen. Vor dem Kaffeetime hatte man uns 4 Passagiere nämlich ausgesperrt. Das hiess einmal alle 6 Decks nach unten, dann rein und wieder rauf. Zum Mittag werden wir vom Kapitän vor den anderen zu Recht gewiesen. Es ist keinem gestattet, in Zone 1 nach draussen zu gehen. Wir nehmen es erst einmal ohne Kommentar hin. Mit unserem Schriftstück, wo wir der Reederei unterschreiben mussten, dass wir zwischen 8.00 -17.00 Uhr uns mit einem Funkgerät in dieser Zone frei an Bord bewegen dürfen, und wir gegen der Reederei keine Ansprüche bei Tod, Diebstahl? gegen die Reederei stellen dürfen, gehen wir zum Kapitän. Nach dem Gespräch darf der Seebär und ich jetzt auf dem Deck sitzen. Er kannte das Schreiben nicht. Die anderen Drei müssen weiterhin drinnen bleiben. Jetzt ist er abgesichert. Er ist eben übervorsichtig. Der Wind hat zugenommen und wir haben wieder leichten Wellengang. Die Meeresenge die uns vom Golf von Aden trennt, kommt immer näher. Auch hier ist reger Schiffsverkehr. Die Azubiene hat vormittags mit dem 3.Off. immer Wache. Nachmittags muss sie sich dann Arbeit an Deck od. Maschine suchen. Es ist nur Arbeitsverteilung um 8 Uhr früh, wenn sie auf Wache ist. Heute fragte sie den Chief, ob er in der Maschine was zu tun hätte. Er vertröstete sie auf Montag. Mein Seebär hat vom Chief den Eindruck, er möchte in Ruhe gelassen werden. Bei mehreren Nachfragen, ob Seebär mit in die Maschine kann, wurden bisher auch abgeblockt. Am Montag Gesamtführung mit den anderem Ehepaar. Zum Glück kennen wir die Maschine vom Schwesternschiff von der Hanjin Copenhagen und von der Zim Ontario bereits. So trägt es mein Seebär sehr gelassen. Die Sonne geht erst nach dem Abendbrot gegen 18.30 Uhr über Äthiopien unter. Sie ist schon lange hinter dem Land verschwunden und der Himmel hat immer noch eine stark abendrötliche Verfärbung. Das Ehepaar hatte sich für den Sonnenuntergang auch den Anweisungen wiedersetzt. Sie haben sich für diesen schönen Moment der Quarantäne entzogen, die über ihnen in dieser Zone verhängt wurde. Wir befinden uns in der Meeresenge von Bab el Mandeb, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet. Auf der linken Seite zum Jemen hin sind mehrere Inseln zu sehen. Die andere Küste von Äthophien liegt sehr verhangen. Am Abend sitzen wir mit einem Teil der Mannschaft bei einem Film und danach bei einer Magicshow, wo die besten Magierer der Welt einen Preis verliehen bekommen, zusammen in dem philippinischen Crewraum. Da wird sogar mein Seebär wieder munter. Es ist ja ein kleines Hobby von ihm. Der Crewraum ist jetzt extrem mit blinkenden Lichterketten, Girlanden und einem blinkendem Weihnachtsbaum geschmückt. Dank dem Einzug von Playstation ist jetzt viel mehr möglich an Bord und es wird nicht mehr fast jeden Abend Karaoke gesungen.
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