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Hanjin Amsterdam Teil 10 - 16/12/2012 12:50 Piratengebiet 2

Samstag, 15.12.12
In der Nacht wurden dann die Feuerlöschschläuche in Betrieb genommen. So besteht eine schlechtere Möglichkeit unter dem Wasserstrahl Leinen von außen auf das Achterdeck zu werfen. Außerdem werden die Scheinwerfer wenn nötig an der Seite der Nock in Betrieb genommen. Die Nutzung des Gymnasiums bei Dunkelheit ist vollkommen untersagt. Dort können die Fenster nicht abgedunkelt werden. Auf die Brücke dürfen wir heute Morgen noch nicht rauf. Wir befinden uns noch in der Zone 2 des Piratengebietes.
Hier zwischen Somalia und dem Jemen hatten wir vor vier Jahren auf der Hanjin Copenhagen live einen Eindruck von den kleinen Piratenbooten bekommen können.
Der Kapitän teilte uns mit, das nur ein kleines Schiff in der Nacht die Fahrrinne von uns gekreuzt hat. Er nimmt an, das es ein Fischerboot war. Ansonsten war es ruhig. Die Piraten halten wahrscheinlich Weihnachtsfrieden.

Es nicht ganz so warm wie im Roten Meer, aber auch hier gleicht das Wasser einem Ententeich. Das Wasser hat eher eine hellblaue Farbe. Hin und wieder können wir andere Schiffe beobachten. Auch fliegende Fische zeigen sich jetzt mehr über der Meeresoberfläche. Schade das wir in der Zone nicht zur Back dürfen, da hätten wir eine größere Chance Wale oder Delphine zu sehen. Von da hat man in allen Richtungen Aussicht über das Meer.
Unsere Piratenerklärung, die wir vor der Reise unterschreiben mussten, hat der Kapitän gleich an die Reederei weiter gegeben. Sie wissen dort angeblich gar nicht, das so etwas die deutschen Passagiere unterschreiben müssen. Da weiß die eine Hand wieder von der anderen nichts.
Wir sind vorbildlich und benutzen den Fahrstuhl so gut wie nie. Unsere Kabine befindet sich auf dem F-Deck. Die Messe, in der uns die drei Hauptmahlzeiten gereicht werden, befinden sich auf dem B-Deck.
Man fängt von unten an, da befindet sich das U-Deck, wo sich die Waschmaschinen und der Eingang für den Maschinenraum, Werkstatt des Schiffsmechanikers, sowie der Raum für die Laschgang und den Suezcrew befinden. Dann kommt das A-Deck, dort befindet sich das Ladebüro, im B-Deck die Kombüse und die Offiziers- u. Mannschaftsmesse, sowie der Crewraum. Im C-Deck befindet sich der Freizeitbereich aus kleinem Fitnessbereich, Sauna und Swimmingpool. Ab hier sind auch die Kabinen für die Mannschaft. Im E-Deck ist die 77 jährige Rentnerin in der Zahlmeisterkabine untergebracht. Sie ist sehr schlecht zu Fuß.
Im F-Deck wohnt der Chiefmate und der I. Ing. Dazwischen sind wir und das andere Ehepaar untergebracht. Auf dem G-Deck sind dann der Kapitän und der Chief zu finden. Darüber befinden sich dann die Brücke und das Peildeck. Unter dem U-Deck können in dem Bauch des Schiffes noch bis zu acht Lagen Container verschwinden.

Heute ist Samstag, d.h. Eintopftag. Es gibt Linseneintopf. Da der philippinische Koch wie immer außer Sonntag zwei verschieden Gerichte kocht, essen wir lieber heute was er für die Philippiner gekocht hat. Die Struktur des Essenplan wann es Eier nach Wahl gibt (Do und So), Eintopftag, als Nachtisch Eis (Do und So), ein Glas Wein zum Mittag (So), Kuchen zum Nachmittagskaffee am So ist wie bei den anderen Reisen gleich.
Die vier Offiziere, die in der Offiziersmesse speisen, schaffen trotz nur einer Stunde Zeit für die Mahlzeiten sehr selten zusammen die Speisen einzunehmen. Der Kapitän geht sehr oft schon vor den Speisezeiten Essen. Ein Zusammengehörigkeits gefühl bei den Europäern herrscht eher nicht. Der Chief, der 3.Off. und der SM sind auch regelmässig am Abend im Crewraum mit anzutreffen. Im Gegensatz der Kapitän und der Chiefmate gar nicht.
Das andere Ehepaar beklagt sich, dass sie nicht genügend Informationen erhalten und sie alles Nachfragen müssen. Auch äußerte Hans heute er hätte bei der vorigen Reise von Hamburg Süd sehr viel mit der philippinischen Mannschaft abends zusammen gesessen. Hier waren sie noch nicht einmal im Crewraum anzutreffen. Es ist keine Kreuzfahrt, wo man alles angesagt und vorgesetzt bekommt, hier ist Eigeninitiative gefragt. Es nimmt mich hier keiner an die Hand. Selbst die 77 Jährige hat bereits mehrfach den Gang in den Crewraum gefunden. Diese Reisevariante sollte man nur wählen, wenn man sich hier in das Bordleben einfügen kann und keine Erwartungen stellt.
Wo sie natürlich recht haben, ist, das uns noch keine Einweisung zu irgendwelchen Alarmformen gegeben wurde. Hans, so heißt der Passagier, hatte gestern alleine seinen Überlebensanzug mal anprobiert.
Als wir heute auf unserem Deck saßen, kam die Azubiene, es wird jetzt 4mal Probe an Feueralarm durchgeführt, erst beim 5x wäre es dann echter Alarm. Der Haken daran ist, ich habe mit meiner Musik im Ohr sowieso nur noch als Nebengeräusch die Maschine wahrgenommen.
Ich gehe am Nachmittag wieder ein bisschen Schwimmen, ansonsten besteht ja nur die Möglichkeit uns auf unserem Deck aufzuhalten. Der Kapitän sagt jetzt auch nichts, wenn sich die anderen beiden Passagiere zu uns gesellen. Wäre ja auch Quatsch. Von Piraten ist weit und breit nichts zu sehen. Die Statistik sagt ein Schiff von 6000 erwischt es, warum ausgerechnet wir, da suchen sie eher langsamere und kleinere Schiffe aus.
Am Abend sitzen wir wieder mit einigen zum Filme schauen zusammen.

Weiterlesen: Hanjin Amsterdam Teil 11
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