Peter Guba
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Handeln nach Araber-Art - 11/10/2008 00:36
Handeln nach Araber-Art
Von Westeuropa kommend auf der Reise nach Indien, mussten wir 1964 mit dem Typ IV MAGDEBURG vor der Passage des Suezkanals in Port Said erst noch an Tonnen festmachen und auf weitere Schiffe für einen Konvoi warten. Nachdem wir nun in Port Said festgemacht hatten, sind im Null Komma Nix fliegende Händler, eigentlich sind es ja schwimmende Händler, mit ihren Booten längsseits und bieten ihre Waren an. Dazu hat jeder ein Ende einer Leine mit einer in der Mitte der Leine eingebundenen Tasche an Bord geworfen. In diese Tasche legt er den gewünschten Artikel, den wir hochziehen und das Tauschobjekt in den Korb legen. Der Händler im Boot begutachtet diesen und schreit nach mehr oder ist mit dem Geschäft zufrieden. Nun beginnt ein reger Handel. Um unseren Viktor, einen Matrosen, schart sich die umstehende Besatzung, denn der betreibt einen Handel, ganz nach dem Geschmack des Arabers. Aber auch uns macht nur das Zusehen schon großen Spaß. Er ist auf eine „Alextasche“ scharf. Dazu hat er sich einige Sachen bereit gelegt, die er für die Tasche eintauschen will. Es beginnt mit Ledersandalen aus dem Boot. Von denen legt der Händler Eine zum Begutachten in den Korb, den wir dann hochziehen. Unser Viktor hat ein weißes Nylonhemd in den Korb gelegt, den der Händler wieder runter kriegt. Der schreit nach etwas Anderem, denn das Hemd gefällt ihm nicht. Also Sandale runter und für das Hemd den Vorschlag vom Händler; eine Spielzeugpistole; hoch. Das gefällt Viktor nicht, also Pistole wieder runter und Hemd hoch. Jetzt eine Khakihose rein, die Sandale noch mal hoch. Nöö, für die Hose entschieden zu wenig, noch ein Fotoalbum dazu. Vorschlag vom Händler, Fotoalbum für Hose, nix Sandalen. Das ist unserm Viktor zu wenig, also Hose wieder hoch. Dann ein dicker Wollpullover runter, dafür Angebot vom Händler: Fotoalbum und Sandalen. Das ist Viktor nun ebenfalls wieder zu wenig, denn er will ja die „Alextasche“ haben. Album und Sandalen also wieder runter und Pullover hoch. Er zeigt dem Händler: Tasche hoch, dafür geht der Pullover nochmal runter. Das ist nun wieder dem Händler zu wenig, der zeigt hoch: zwei Pullover für die Tasche. Hat Viktor nicht, also Tasche wieder runter und Pullover hoch. Jetzt Fotoalbum und Sandalen nochmal hoch und dafür Khakihose und Nylonhemd mal wieder runter. Dem Händler zu wenig, das Nylonhemd gefällt ihm nicht. Er gibt uns zu verstehen, dass man darin ganz fürchterlich schwitzt. So geht das bald 45 Minuten hin und her; Kamelsattel, Kissen, Spielzeugauto, Lüfter, was der Händler so alles im Boot hat und --- „extra special for you“ ein Pornoheft, es geht jedenfalls immer rauf und runter mit den Sachen. Viktor hat auch noch Uniformhosen und -jacken, Khakihemden und als kleinen Gag - noch zwei lange Unterhosen. Zum Schluss ist der Araber von dem Handel so begeistert, dass er unserem Viktor die von Anfang an gewollte Tasche für den dicken; dem Matrosen zu kleinen; Pullover, eine Schachtel Zigaretten Marke Carmen (East German Chesterfield nennt sie der Händler) und eine lange Unterhose überlässt und zu ihm hochruft: „You verry good!“ und ihn nach einer kurzen Pause mit dem Titel: „You german kanaker“ beehrt. Dafür erntet er großes Gelächter und Viktor hieß für einige Zeit: „You german kanaker“. Aber so verging wenigstens die Zeit und wir hatten dazu noch unseren Spaß.
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