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Conny

 
Reisetagebuch 21.-30. - 05/12/2009 12:57 Dienstag, 21. Oktober
Heute lacht wieder die Sonne,aber draußen ist es sehr windig. Die Wellen scheinen sich in dem Wind nicht so aufzubäumen,aber der Schein trügt. Das (mein) Schiffstagebuch bestätigt, man spürt am Körper den Seegang.
Es herrscht auf dem Indischen Ozean noch Windstärke 6. Die Dame rollt,stampft und schlingert gleichzeitig in den Wellen. Schließlich legen wir täglich ca. 600 Seemeilen auf dieser Reise zurück. Meine Angst vom Anfang der Reise, dass ich meinen Rückflug nicht schaffe, kann ich beiseite schieben. Die Verspätungen aus Hamburg, Rotterdam, Le Harve und die Einfahrt in den Suezkanal haben wir trotz Ausfall eines Potts der Maschine locker wieder aufgeholt. Wir sind pünktlich am 23. in Colombo. Da habe ich noch reichlich Luft bis zum Abflug am 25.
Günter geht es heute nicht so gut. Er meint, dass es nicht die Reisekrankheit ist. Aber unser sehr guter Esser, verzichtet heute freiwillig auf das warme Frühstück und den Hauptgang beim Mittag.
Auf dem Radar kann man sehr deutlich Regengebiete erkennen. Somit hat man die Möglichkeit diese zu umfahren. Das wird auch gemacht, wenn Malerarbeiten nach dem Rost klopfen auf dem Schiff anstehen.
Der zweite Offizier, ein Phillipiner erzählt uns, dass er in Hongkong auch absteigt. Er war dann 7 Monate auf dem Schiff. Das letzte Mal hatte er nur 10 Tage Urlaub, bis die Reederei ihn wieder brauchte. Der Chiefmate arbeitet wohl jedes Jahr 7 Monate und hat dann 5 Monate Urlaub.
Das Zeitempfinden ist hier aber ganz anders. Sie vergeht durch den regelmäßigen Tagesablauf wie im Fluge.
Nach dem Abendbrot spiele ich mit zwei Philippinern Karten. Das Kartenspiel ist so ähnlich wie Romme. Es wird zu dritt gespielt mit einem Pokerblatt. Die Wertigkeit der Karten ist hier anders. Das ist Gewöhnungsbedürftig. Ansonsten findet man sich schnell in das Spiel hinein.
Heute Nacht wird die Uhr wieder eine Stunde vorgestellt.
Das einzige was mich wirklich stört ist das Bett. Es ist hart und hat eine Kule zu Norberts Seite hin. Der Rest wird dann von den Schiffsbewegungen erledigt. Gezwungener Maßen rollt man immer wieder dort hinein. So richtig schlafen kann ich dadurch nicht.

Mittwoch, 22.10.
Wie schon gesagt, sind durch dieses besagte Bett, die Nächte etwas unruhig. Ich bin schon um 6.00 Uhr wach und entscheide mich mal auf die Nok (Brücke) zugehen um auf das weite Meer zur schauen. Ein Sonnenaufgang bleibt mir durch die vielen Wolken versagt.
Beim Frühstück fragt mich Günter, ob ich schon aufgeregt sei. Es ist mir nicht möglich, diese Anteilnahme so richtig nachvollziehen.
Das Wetter hat sich noch verschlechtert, nicht nur Wolken, Monsunwind auch noch Regen kommen hinzu.
Am späten Vormittag entschließen wir uns in die Sauna zu gehen. Bis 12.30 Uhr ist noch Zeit. Irgendwie sind wir heute auf die falsche Zeit eingeschossen. Wir kommen kurz nach halb eins in die Messe zum Mittagessen. Der Steward guckt uns ziemlich verdattert an. Da keiner weiter in der Messe sitzt, und die Plätze so aussehen als wurde schon gespeist, wird uns schnell klar, wir haben die Zeit verpennt. Günters Platz ist auch nicht mehr eingedeckt. Die Mittagszeit war also nicht um 12.30, sondern 12.00-12.30 Uhr. Wir bekommen doch noch etwas zum Essen.
Als wir danach der Brücke einen Besuch abstatten, kommt nur eine Bemerkung mit einen verschmitzten Schmunzeln im Gesicht, die Mahlzeit ist ja kein Zwang und man dachte,wir schliefen. Naja morgen steige ich in Sri Lanka vom Schiff ab, und mein Mann fährt bis Hongkong weiter. Da ist man wohl davon ausgegangen, dass wir ein paar Kuscheleinheiten extra benötigten. So viel Verständnis auf einen Schiff voller Männer!
Günter, der uns auch nicht mit dem Telefon anklingelte, dachte wir laufen gegen 13.00 Uhr in Colombo ein und suchte auf dem weiten Meer Colombo. Der Chief klärte ihn noch auf, dass wir erst morgen in den Hafen einlaufen, unser zerstreuter Professor. Jetzt verstehe ich auch die Frage vom Frühstück, denn er hatte sich nur gewundert, dass wir noch so gelassen sind.
Gegen 22.00 Uhr versuchen wir in den Schlaf zu finden. Wir sind beide aber putz munter. Die Maschine macht einen anderen Takt (Geräusch). Das Einschlafen fällt uns schwer.

Donnerstag, 23. Oktober
Die Zeit wurde in der Nacht noch einmal um 30 Minuten vorgestellt. Ich bin trotzdem wieder um 6.00 Uhr wach. Mal sehen ob mir noch ein letzter Sonnenaufgang an Bord vergönnt ist. Leider nein, der Himmel ist voller Wolken. Heute sollen wir gegen Mittag Sri Lanka erreichen. Bei der letzten Reise musste die Hanjin Copenhagen einen vollen Tag vor den Hafen Colombo auf Reede liegen. Na mal sehen wann wir einlaufen.
Der Kapitän beschrieb,dass es sehr schwierig wird mit den Kontrollen dort. Das Auswärtige Amt hat auch Reisewarnungen heraus gegeben. Ich wurde noch einen Tag vor unserer Abreise von der Reederei informiert, dass dort Bürgerkrieg herrscht,und auch Colombo nicht verschont ist. Der Hafen ist mit 3 Toren sehr bewacht.Ich bin gespannt, ob mir die Agentur ein Shuttle schickt, welches mich bis zum Hafentor bringt. Der Kapitän hat wohl das Geld, für die Einreisegebühr schon erhalten. In Colombo ist nur eine sehr kurze Liegezeit eingeplant. Ob mich Norbert noch aus dem Hafen begleiten kann, wird man sehen.
Die letzten Tage der Reise werden jetzt von Norbert weiter geschrieben, für mich ist die Zeit des Abschieds gekommen. Der Aufenthalt an Bord ist sehr schnell vergangen. Ich habe viele tolle Eindrücke vom Leben und Arbeiten an Bord erhalten, viel dabei gelernt und nehme unvergessliche Erinnerungen mit nach Hause.
Dann ist es soweit, wir bleiben nicht auf Reede sondern es geht gleich in den Hafen. Mehre kleine Kriegsschiffe begleiten uns bis in das Hafenbecken. Dieses ist sehr klein und das Wenden macht Mühe. Der Chiefmate weist uns energisch darauf hin, dass wir nicht filmen und fotografieren sollen. Aber die ersten Bilder sind schon im Kasten. Dann geht alles schnell. Kaum sind wir an der Pier fest, kommen die ersten Laster und die Kranbrücke beginnt mit dem Entladen.
Die Maschinengang begann gleich nach dem Festmachen mit der Vorbereitung der Fehlersuche am Zylinder 9. Das Abgasventil sollte gewechselt werden. Nun kamen die Emigration, der Seemannpastor von der Seemannsmission und der Herr von der Agentur. Da die Koffer schon bereitstanden, war es nur noch ein „langer“ Weg die Gangway runter. Da der Bulli nur 3 Sitzplätze hatte, musste der Kapitän mit seinem Landgang noch warten. Nach abenteuerlichen Wegen durch die Einwanderungsbehörde ngänge, war es dann geschafft, wir verließen das Hafentor. Der Bulli hielt an und der Agent organisierte den Transfer zum Hotel. Nach der Nachfrage zum Preis waren es erst 85 $ und dann 35 €. Da wir zuvor versäumt hatten zu erkunden, was der richtige Preis bis ins das Hotel wäre (ca. 1 Stunde Fahrweg), sagten wir zu. Instinktmäßig ließen wir uns noch eine Quittung geben. Colombo im Ausnahmezustand gleicht einem einzigem Chaos. Überall gab es Straßensperren, viel Militär und Bewaffnete. Es war aber oft schwer zu verstehen, warum diese oder jene Straße besonders abgeriegelt wurde. Nur die unzähligen Tuk-Tuk Fahrer ließen sich davon nicht beirren. Permanent wollten sie uns irgendwo hin fahren. Plötzlich begann es wie aus Eimern zu regnen, wir schafften es gerade noch die 10 m bis zu einem Wachhäuschen, welches vor dem Hilton Hotel stand. Nach wenigen Minuten kam ein Page mit einem riesigen Regenschirm und geleitet uns in das Hotel. Nach dem wir genug zu Fuß erkundet hatten, endschlossen wir uns ein Tuk-Tuk zur Seemannsmision zu nehmen. Ich handelte den Preis von 300 Rupien auf 100 Rupien herunter. Dies war bestimmt immer noch zu viel. Aber egal wenn man wenig Zeit hat. Nach dem wir ankamen gab Günter dem Fahrer 100 Rupien und dann nochmals 100 Rupien als Präsent. (…..ohne Kommentar)

Freitag, 24. Oktober
Zum Frühstück waren wir bereits wieder 5 Stunden bei bestem Wetter auf See. Wind und See Stärke 4. Nur irgendwie lief die Hauptmaschiene noch nicht rund. Der Chief sagte, dass es das Auslassventil auch nicht gewesen ist. Er war mit seinem Latein am Ende und so wollte er mit dem Chiefinspektor in Port Klang Kontakt aufnehmen und sich austauschen. Dabei gab es einige Verständigungsproble me, es wurde in Englisch geschrieben obwohl beide Deutsch sind. Bei der Überfahrt haben die Matrosen Zeit an den Aufbauten Rost zu klopfen und neu zu malen. Da werde ich mir bald einen anderen Platz suchen müssen. Heute nach dem Abendbrot nahm ich meinen selbst gedrehten Film vom Bordalltag und zeigte ihn im Mannschaftsoffice. Er kam so gut an, sodass sich die Pillipinos diesen gleich zweimal hintereinander angesehen haben, obwohl die Reise noch nicht vorbei ist.

Samstag, 24. Oktober
Kurz vor dem Mittag bemerkte ich, dass am Bug gleich hinter der Schanzing, ein Lukeneinstieg geöffnet war. Der Elektriker stieg gerade ab. Also nichts wie hinterher. Über mehrere Etagen ging es die steilen Leitern bis zum Schiffsboden herunter. Dort befand sich ein riesiger Elektromotor der das Bugstralruder antrieb. Leider blieb mir nur wenig Zeit da die Arbeiten da unten beendet waren. Der Aufstieg war steil, anstrengend und gefährlich. So dass meine Hose, nachdem ich irgendwo hängen blieb, dran glauben musste. 3 Philippiner werden in Hongkong ihre Reise beenden und so wollen sie heute Abend im Mannschaftsoffice einen Ausgeben. Der Chief stiftete auch noch eine Kiste Bier. Als unser Günter beim Kapitän auch noch eine Kiste Bier holen wollte sagte dieser: es wäre genug im Umlauf. Später stellte sich heraus, dass er nicht unrecht hatte. Die klein geschnittenen Schweineohren mit Zwiebeln stehen auf dem Tisch. Nachdem einige Zeit vergangen ist, wird die Karaoke DVD eingelegt. Mittlerweile kennt man nun den Text.


Sontag, 26. Oktober
Beim Decksrundgang sagte der Kapitän zum Bootsmann, dass beim nächsten Liegen des Schiffes der Schiffsname neu gemalt werden muss, da er Rost ansetzt.

Montag, 27. Oktober
Heute früh 02:00 Uhr erreichen wir die Reede von Port Klang, oder sollte man schreiben Port Kelang. Jedenfalls steht hier auf allen Schildern Klang. Da es nie sicher ist wann denn nun das Einlaufen stattfindet, ist dass Schlafen besser. Nachdem ich zum Frühstück aufstehe und die Vorhänge aufziehe, schaut durch das Fenster ein Hafenarbeiter. Dieser steht auf dem Container und bereitet diesen zum löschen vor. Um 15 Uhr soll Auslaufen sein, so dass bis 13:00 Uhr Landgang möglich ist. Also fix die Gangway runter, durch die Containerlaster durchgeschlängelt und auf den Standstreifen stellen und warten ob ein Shuttelbus kommt. Dies dauert auch nur wenige Minuten. Den Fahrer frage ich gleich wie man in die Stadt käme. Gleich telefoniert er und bestellt seinen Bruder zum Gate. Nach einigen Verhandlungen einigten wir uns auf 30 $ da ich nur Euro hatte 20 EUR. Die Fahrt dauert c. 35 Minuten. Da es aber noch vor 10:00 Uhr war,waren die meisten Geschäfte noch geschlossen. Ab 11:00 öffnete dann ein Massagesalon in dem die Massage 1 Stunde 11 € kostete. Somit war dann auch die Zeit für die Rückfahrt gekommen. Genau 13:00 Uhr betrat ich das U-Deck des Schiffes und erfuhr dass das Auslaufen erst 17:00 wäre, welches sich aber dann noch auf 18:00 verschob. Somit blieb noch Zeit beim Laden und Löschen zu zusehen.

Dienstag, 28. Oktober

Weiter ging es durch die Malakkastraße Richtung Singapur. Die Kluft zwischen arm und reich, ist nirgends offensichtlicher zu sehen, als entlang ihrer Ufer. Schon immer diente dieser Seeweg Seeleuten, Abenteurern, Entdeckern, Händlern und Soldaten als Route. Malakka nördlich von Singapur war im 15. Jahrhundert einer der Zentralen Häfen des Welthandels und verlieh der Meerenge so ihren Namen. Heute früh passierten wir Singapur.


Mittwoch, 29. Oktober

Nachdem ich heute früh meinen obligatorischen Rundgang durch die Maschine gemacht hatte, den Ing`s und Ölern auf die Finger geschaut hatte, ging ich kurz vor 12:00 Uhr wieder nach oben. Und dann war es wieder da, dieses Gefühl. Irgendwie hatte ich einen richtigen Kloß im Hals. Dies war der Rundgang in dem es hieß, Abschied von der Maschine nehmen.

Mittwoch, 30. Oktober

bin jetzt in Hongkong angekommen. Es ist wirklich teuer hier, nicht nur weil ich gerade in Thailand war. Das Klima hier ist schlicht unglaublich, es ist dermaßen stickig hier. Zurzeit sind es 32 Grad bei ca. 99% Luftfeuchtigkeit.
Nach einem Spaziergang entlang der Avenue of Stars geht es direkt zur Star Ferry. Nach einer kurzen Überfahrt ist es nicht mehr weit zum Victoria Peak, dem Wahrzeichen Hongkongs. Nach einer steilen Fahrt mit der Zahnradbahn, Peak Tram, liegt Hongkong, mir zu Füßen.
Am Abend geht’s entlang der Uferpromenade dort genieße ich einen fantastischen Blick auf die spektakuläre Skyline der Insel. Zudem gibt es jeden Tag um 20 Uhr eine Lichtshow die man von der Avenue of Stars sehr schön betrachten kann. Und dann bummeln über die berühmte Nathan Road. Ein idealer Einstieg in das Erlebnis Hongkong!
Eine pulsierende Stadt, die nie still zu stehen scheint.
Leider geht jeder noch so schöner Urlaub auch irgendwann zu Ende... unsere Reise endet in Hongkong, wenn ich vom Hongkonger Airport abhebe.

Wir freuen uns auf den nächsten TÖRN
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