Jochen Müller
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Koch Evgeni - Auf dem Feeder - 03/06/2010 08:30
Der Koch Evgeni Aus meinem Tagebuch „Passenger auf dem Feederschiff“
Beim Frühstück bemerke ich, dass es unserem Koch nicht gut geht. Müde und zerschlagen sieht er aus. Davon ausgenommen, sein altes zerknautschtes T-Shirt! Das hat er sowieso immer an. Nach dem Frühstück geht die Crew an die Arbeit und ich setzte mich zu Evgeni in die Mannschaftsmesse. Ich fragte ihn, wie es ihm geht. Evgeni erzählt mir, dass er in der Nacht fünf Stunden am Laptop gesessen hat, telefonieren mit Skype in seine Heimatstadt Odessa. Seine Familie schlief. Sein Sohn Alexander, drei Jahre alt, saß am anderen Ende und hat mit Papa gesprochen. In Odessa geht die Schweinegrippe um. Fernsehen und Presse verbreiten eine unheimliche Hysterie. Evgeni‘s Familie ist deshalb zu Babuschka aufs Land gefahren. Wir unterhalten uns in englisch, deutsch und etwas russisch. Bastian hatte mir mal erzählt, dass an Bord keiner so richtig englisch kann, obwohl alle beim Anheuern dafür unterschreiben müssen. So ist es gar nicht schlimm, wenn ich mal etwas Falsches sage. Im Gegenteil, die Unterhaltung mit Evgeni macht richtig Spaß. Ich erzähle von meinem Hobby, dass ich gerne schreibe und eine Homepage besitze. Evgeni ist neugierig und bittet mich um meine Internetadresse. Wenn Evgeni in den Urlaub fährt, hilft er seinem Schwager bei der Arbeit. Er ist Reporter bei einer Lokalzeitung. Bei Interviews darf Evgeni das Mikrofon halten. Das sei sein Hobby und außerdem kommt so noch zusätzliches Geld in die Familienkasse. Dann erzählt er mir, dass er 29 Jahr alt ist. Am 09. Dezember hat er Geburtstag. Ihm graut schon vor der Zahl „Dreißig“! In Evgeni‘s kleiner Kombüse geht es ab und zu etwas chaotisch zu. Trotzdem läuft alles, wie am Schnürchen. Zum Kochen, Braten und Backen benutzt er immer ein und den selben Bräter. Sein ganzer Stolz ist die neue Spülmaschine von „Miele“. Ich frage Evgeni, was er den am Sonntag kochen möchte. Er sagt, dass weiß er noch nicht. Der Proviant ist alle. Heute zum Samstag kocht er traditionell deutsch - Eintopf. Möhren, Sellerie und Speck! Evgeni kocht bodenständig russisch, herzhaft und gut. Ich glaube, seine Mannschaft ist zufrieden mit ihm. Und ich habe an Bord einen Freund gefunden.
Redakteur Jochen Müller |