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Conny

 
Frachtschiff Reise mit MS Hanjin Amsterdam Teil 3 - 08/12/2012 20:50 Einschiffen in La Spezia

Donnerstag, 06.12.12

Die Internetseite zeigt uns immer noch die Position Hafen Livorno für die Hanjin Amsterdam. Soll es heute wieder nicht klappen? Mein Seebär kontaktiert nochmals das Agentenbüro. Der verantwortliche Agent ist im Urlaub, die Vertretung teilt uns mit, dass wir um 13.00 Uhr mit dem Taxi alleine zum Containerterminal fahren sollen. Ich rufe lieber nochmal NSB an. Dort wird uns gesagt, dass sie um 17.00 Uhr einlaufen und um 18.00 Uhr festgemacht sein soll. Morgen früh soll das Schiff bereits wieder um 9.00 Uhr den Hafen verlassen, so dass wir heute noch an Bord gehen sollen. Der Agent hat uns am Terminal angemeldet.
Wir haben noch Zeit, so dass wir am Vormittag unsere stark erkämpften einjährigen Fahrradnutzungskarte n nochmal ausnutzen. Am Mittag landen wir dann an der Uferpromenade. Am Horizont ist ein grösseres Schiff zu sehen. Soll es etwa doch schon die Hanjin Amsterdam sein. Sie ist es. Wir verfolgen gespannt das Einlaufen. Wie die Schlepper am Schiff festgemacht werden, um sie dann an ihren Platz zu geleiten. Um 14.30 Uhr ist sie eingelaufen.
Da wir noch Zeit haben und wissen wie hektisch es die erste Stunde an Bord zu geht, entschliessen wir uns, zu 16.30 Uhr an Bord zu gehen. Wir wollen uns noch italienisches Eis schmecken lassen. Diesmal läuft uns auch ein Eisgeschäft über den Weg, wo man noch zusätzlich einen Kaffee bekommen kann. Es ist ein Wunder. An die 20 Sorten Eis lassen wir uns wieder in zwei Eisbecher füllen. Wir wollen ja jede Sorte mal probieren.
Ein Taxi bringt uns zum nicht weit abgelegenen Containerterminal. Wir sind angemeldet und ein Shuttle fährt uns im Hafen an den Liegeplatz. Da liegt sie nun, das Schwesternschiff der Hanjin Copenhagen. Erinnerungen kommen hoch.
Die 58 Stufen der Gangway noch hoch und wir sind an Bord. Die erste Überraschung, wir werden von einer jungen Frau mit Rasterlocken zum Fahrstuhl geleitet. Später stellt sich heraus, sie ist hier die Azubiene an Bord.
Wir sollen gleich zum Kapitän.
Er stellt sich vor, ein anderer Name als der uns von NSB bekanntgeben wurde, aber Deutscher. In Livorno war Besatzungswechsel. Der Kapitän, der Chief (Deutscher) und der dritte nautische Offizier (Pole), sind dort an Bord gekommen.
Wir beziehen unsere Kajüte. Sehr schön, Wohnbereich mit zwei Backskisten und Tisch, seperaten Arbeitsplatzbereich, Schränke usw., Schlafbereich und Bad. Der Kapitän wurde nun zusätzlich zu der neuen Materie der Mannschaft und Ladung, auch noch mit fünf Passagieren die in La Spezia einschiffen konfrontiert.
Zum Abendbrot lernen wir die anderen Passagiere kennen. Die drei Mitreisenden sind schon älter als wir. Alle drei Personen kommen aus Frankreich und reisen bis Vietnam. Ein Ehepaar, wobei der Mann aus Deutschland kommt und die Frau Französin ist. Er spricht Deutsch und Französisch, sie hingegen Französisch und Englisch. Die französische Rentnerin nur ihre Heimatsprache. Das wird für sie noch schwieriger an Bord, als für mich. Die Deutschen und die philippinischen Seeleute sprechen kein Französisch.
Der philippinische Koch stellt sich vor. Er hat schon für ein Kreuzfahrtschiff gekocht. Mein Seebär ist so lieb ihm mitzuteilen, dass ich immer abwechselnd zu Mittag essen möchte. Einen Tag europäisch den nächsten philippinisch. Da war der Koch sehr freudig überrascht.
Da der Abend erst angebrochen war und wir noch genügend Zeit zum auspacken haben, entschliessen wir uns nochmal an Land zu gehen. An der Gangway treffen wir den Kapitän der uns mitteilt, dass wir erst am nächsten Tag um 15 Uhr auslaufen sollen. Das ist uns jetzt noch relativ egal, wir sind jedenfalls schon mal an Bord und aus Erfahrung der letzten Reisen kann bei den Überfahrten sehr schnell wieder Zeit aufgeholt werden.
Wir wollen in einer Pizzeria noch einen Wein trinken, Abendbrot hatten wir ja bereits schon. Denkste, wir werden aus dem Restaurant verwiesen und aufgeklärt, nur trinken dazu gehen sie bitte in eine Bar. Also wieder diese säuberliche Trennung. Genau gegenüber ist eine Bar. Dort wird automatisch zu den Cocktails, Wein, Bier oder Kaffee verschiedene Knabbereien gereicht.



Freitag, 07.12.12

Die erste Nacht haben wir gut geschlafen. Beim Frühstück erzählt uns der Kapitän, dass der Fahrplan nur durch den Sturm der herrschte durcheinander gekommen ist. Es war ein Einlaufen bei Windstärke 10 bis 11 nicht möglich. Danach war das grosse Anstehen der Schiffe angesagt. Sie sollten auch ursprünglich in La Spezia die Ablösung vornehmen und wurden deshalb von der Reederei nach Livorno geschickt.
Am Vormittag erkunden wir das im Jahr 1999 in Betrieb genommene Schiff. Sie hat eine Länge von 278 und eine Breite von 40 Metern. Dabei läuft uns der Chiefmate über den Weg. Auch ein Deutscher. Ich muss schnell feststellen, dass die Hanjin Amsterdam schon mal bessere Zeiten gesehen haben muss. Sie hat sehr viele Roststellen. Das kannten wir von den anderen beiden Schiffen nicht. Dort wurde diese Stellen die rosten konnten, sehr schnell beseitigt.
Wir beobachten wie die Ladung gelöscht und neue Container ihren Platz zugewiesen bekommen. Es ist kalt geworden. Zum Glück geht es bald auf in die wärmeren Regionen. Nach einer Woche La Spezia müssten die warmen Sachen auch langsam gewaschen werden.
Es laufen am Nachmittag noch 2 Schiffe ein. Hier ist heute richtiger Betrieb in dem kleinen Hafen. Soviel war in den letzten Tagen hier nicht los. Fast alle Liegeplätze sind belegt. Das Wetter wird immer schlechter und mein Seebär bereut es langsam, dass ich so leichtsinnig war und den Heizlüfter dankend abgelehnt hatte. Es regnet wieder wie aus Eimern. Unsere Kabine kühlt immer mehr aus. Jetzt ist es bereits 16.00 Uhr und es werden immer noch Container achtern (hinten) verladen. Langsam könnte es jetzt los gehen.
Mein Seebär versucht den Fernseher in Betrieb zu bekommen, damit wir auch mal eine DVD uns anschauen könnten, wenn es notwendig werden sollte. Der Fernseher scheint aber schon seit längerem kaputt zu sein. Es gibt ja noch die Ausweichmöglichkeit der Offiziersmesse wo man sich auch eine DVD anschauen könnte. Er hat nicht aufgegeben, der Fernseher läuft wieder. Der Techniker. Alles war falsch zusammengesteckt.
Um 16.30 Uhr geht es endlich los, die Cantries (riesige Beladekräne) sind eingefahren. Der Lotse ist an Bord, wir dick eingemummelt gehen nach draußen um das Ablegen und das Ausfahren aus dem Hafen zu beobachten. Der Kapitän bittet uns die Nock (Außenausläufer bei der Brücke) zu verlassen. Es ist alles anders. Da aber die die Hanjin Amsterdam auf dem E-Deck Seitenausläufer hat, können wir von dort aus genauso gut alles beobachten.
Die beiden Schlepper die vorne und hinten festgemacht sind, drehen das Schiff im Hafenbecken. Es ist bereits dunkel und der Golf von La Spezia zeigt sich jetzt in einer gräulich blauen Farbe. Das Pilotenboot begleitet uns direkt auf der linken Seite des Schiffes hinaus aus dem Hafenbereich. Die Besatzung hat bereits alles zum Verlassen des Lotsen vorbereitet. Die Gangway und die Leiter herabgelassen. Der Lotse muss die Hängeleiter hinabsteigen und springt dann bei der laufenden Fahrt auf das Pilotenboot. Der Fahrtwind wird immer kälter und unser Schiff legt an Geschwindigkeit zu.
Beim Abendbrot erfahren wir von Kapitän, dass in Neapel ein Kolben gewechselt wurde und wir deshalb noch mindestens 2 Stunden mit der Höchstgeschwindigkei t fahren müssen. Das heisst der Kolben muss noch eingefahren werden. Wir fahren mit 23-24 Knoten. Er wird versuchen verlorene Zeit wieder einzufahren. Wir haben vom Fahrplan jetzt 2 Tage Verspätung.
Die Aussentemperatur beträgt jetzt 3-4 Grad.
Er hat sich vom Agenten frischen Chili mitbringen lassen. Dieser wurde in einem Glas in Sojasosse eingelegt. Der Kapitän hat bisher nur Philippinisch gegessen. Eine Art Suppe wo noch ein hart gekochtes Ei untergerührt wird. Dazu den eingelegten Chili. Der Chiefmate und er haben beide ihren festen Wohnsitz in Peru.
Zum Glück läuft mir der Chiefmate über den Weg. Ich bitte ihn jetzt doch um den Heizlüfter, da wir sonst heute Nacht frieren müssten. Aus der Lüftung im Schlafbereich kommt nämlich nur eiskalte Luft. Dagegen im Wohnbereich wärmere.
Das Mittelmeer zeigt sich nicht von seiner ruhigsten Seite. Der Regen pladdert gegen die Kabinenfenster und das Schiff fängt an zu rollen. Die Tür zum Schlafbereich schafft es alleine durch die Bewegungen des Schiffes sich zu schliessen. Der Wind pfeift um den Turm (Aufbauten). Wir sollen ja gleich zum Anfang wieder wissen, wo wir sind. Mein Seebär hat sich schlechtes Wetter gewünscht, soll das in Erfüllung gehen? Diesmal habe ich keine Reisemittel gekauft.


Weiterlesen: Hanjin Amsterdam Teil 4
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