Conny
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Hanjin Amsterdam Teil 11 - 17/12/2012 16:12
3. Advent an Bord
Sonntag, 16.12.12 (3.Advent) Heute soll die Quarantäne fuer uns Passagiere enden. Mal sehen wann. Durch das Piratengebiet war auch der Grillabend der sonst eigentlich Samstag gemacht wird, ins Wasser gefallen. Heute wollen Sie schon mittags das erste Mal dafür anfangen zu grillen. Durch Handzeichen und Rufen versucht der 3.Off. uns zu verstehen zu geben, dass es noch 1,5 Stunden dauert bis wir uns wieder ungestört an Bord bewegen dürfen. Er schickt uns dann die Azubiene von der Brücke auf unsere Quarantänestation (F-Deck), damit sie uns die voraussichtliche Zeit von 10.30 Uhr zur Aufhebung der Quarantäne bekannt gibt. Ich nutze die Zeit nochmal vor dem vormittäglichen Kaffeetime in den Swimmingpool (den nutze nur ich hier) zu springen. Sie können mir nur diesmal nicht die Pumpe anmachen. Weil sie nicht wissen, ob die anderen außer Bord Feuerlöschschläuche dann mit in Betrieb genommen werden. Ist egal, dann kann ich toten Mann spielen, Brustschwimmen geht auch ohne Pumpe im Kreis. Zum Kaffeetime sitzen der Kapitän und der Chief bereits unten, nur eins fehlt ? der gekochte Kaffee. Mein Seebär macht sich zur Kombüse auf. Der Kapitän ruft säuerlich erregt beim Koch an. Der Stewart hat es einfach vergessen. Das ist mit dem Philippiner hier so seine Sache. Der Stewart schafft seine Arbeit überhaupt nicht, ist vollkommen überfordert. Da heute auch schon mittags die Grillparty steigen soll und er die Tische noch eindecken muss, ist er vollkommen aus der Bahn geworfen. Der Kapitän meint nur, man wird die nicht zur Arbeit zu gebrauchenden Philippiner nicht mehr los. Die dürfen sich sonst was erlauben. Eher bekommt er eins über den Deckel, als ein Philippiner entlassen wird. Ich erzähle ihm meinen Eindruck von dem einem O/S (Decksmann- Anfänger), der dem Bootsmann auf der Back mehr beim Arbeiten zugeschaut hatte, als er selber den Besen geschwungen hatte. Er wusste wer gemeint war und sagte, dieser bekommt keine Weiterempfehlung mehr, da er es fast geschafft hatte im Suezkanal das Schiff zweimal auf Sand zu setzen. Vor vier Jahren auf dem Schwesternschiff hatte der Stewart in seiner Freizeit mit an Deck gearbeitet (als Praktikum). Dieser wollte auf der nächsten Reise als Matrose anheuern. Er hatte alles mit links geschafft. Der Stewart (25 J) hier schaut zu, wie der Kaffee in die Kanne läuft. Mein Seebär hatte ihn mehrfach gesagt, dass er was anderes in der Zeit machen kann, denn er wird den Kaffee dann ins Ladebüro bringen. Verstanden hat er es erst nach dem 4 Mal. Wir dürfen uns jetzt wieder frei bewegen, obwohl das Piratengebiet bis zu den Malediven geht. Ein Blick zur Orientierung nach den zwei Tagen verrät uns, wo wir uns befinden. Wir haben eine Temperatur von 26 Grad und fahren noch immer 20.5 Knoten. Die Insel Suqutra liegt hinter uns. Die Insel wurde zur Seite des Jemen umfahren, obwohl die Seite zu Somalia kürzer wäre. Aber die Umfahrung sei nicht so gefährlich. Wir befinden uns laut Karte jetzt in der Arabischen See die in den Indischen Ozean übergeht. Auf dem D-Deck laufen die vollen Vorbereitungen der Grillparty. Natürlich wird die volle Sonnenseite genommen, da auf der anderen Seite der Wind mit seiner Stärke von 6-7 doch sehr stark um den Aufbau pfeift. Der Wind kommt genau von vorne wo das Schiff ihn schneidet. Es stampft sich doch relativ ruhig durch die Wellenhöhe von 5. Wir empfinden es nicht so. Beim Mittag ballert die Sonne auf unseren Köpfen, die Philippiners stehen schon fast drinnen, um nicht der Sonne ausgesetzt zu sein. Ich bin auch nicht von der vielen Sonne so begeistert. Eine Sonnenanbeterin mit Sonnenallergie bin ich bestimmt nicht. Daher bin ich auch ganz froh, als die philippinische Besatzung dann doch die Decksseite (Windseite) mit Grill für das Schwein wechselte. Um 13.30 Uhr wurde der Grill für das Amerikanische Spanferkel angeschmissen. Die Musikanlage rundete das Ganze noch ab. Der Kapitän hat für solche Veranstaltungen 100 Euro im Monat zur Verfügung. Damit kommt man nicht weit. Wenn man bedenkt das die Getränke an Bier und Wein doch teurer sind als auf dem Land. Zu meinem Seebär hat jemand erst vor kurzem gesagt, dass man nicht mit dem Schiff verdient, sondern inzwischen an dem Schiff. Das können wir bestätigen. Eine Kiste Becks Bier 24x0,33 l kostet 13,00 Euro und ein 5 Liter Tetrapack Wein 16,00 Euro. Ein paar Erdnüsse 2,40 Euro. Das war bei den anderen Reisen auch noch anders. So werden von jedem Einzelnen auch noch entsprechend Getränke gesponsert. Die Philippiner schwingen mit der 77 jährigen das Tanzbein. Die alte Dame macht voll nach den aktuellen Charts mit. Wir trauen unseren Augen nicht. So schlecht wie sie zu Fuss ist, umso flotter beim Tanzen. Wir sind auch hinsichtlich der Hierarchie der Philippiner an Bord aufgeklärt worden. Es muss nicht unbedingt der Bootsmann der Ranghöchste sein, wie wir bisher dachten. Derjenige der etwas zu sagen hat, ist der welche Position die Eltern in Philippinen inne haben. Also könnte auch z. B. der Stewart sein. Auf den meisten Reisen bekommt man es gar nicht mit, wer von den Philippinern bei ihnen das Sagen hat. Jedenfalls haben wir diesmal nur mitbekommen, das ein Ohr des Schweines der Kapitän bekommen hat und wer das andere gegessen hat, haben wir nicht gesehen. Wer die Schweinohren essen darf, hat am meisten Respekt bei den Philippinern. Der polnische Off. hatte auf der E-Gitarre die Musik begleitet. Am Abend haben die Philippiner dann doch ihre Hüften nach der lautstarken, die Maschinengeräuschen uebertönenden Musik geschwungen. Warum hier an Bord so wenig Karaoke gesungen wird, erklärte uns der Chiefmate. Man hatte es verboten, der vorige Koch der weder kochen konnte und noch schlechter sang, gab wenn er einmal das Mikro in der Hand hatte, dieses nicht mehr an die anderen Besatzungsmitglieder ab. Die Party ging noch bis nach 22 Uhr. Ich musste nach dem Sonnenuntergang trotz einer Aussentemperatur von 26 Grad mir eine Jacke überziehen. Es war ein schöner Nachmittag nach den letzten 2 Tagen des Piratengebietes an Bord.
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