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Herbert Z.

 
im Suppentopf - 11/06/2008 15:10 Es gab an der Copacabana in Rio de Janeiro eine deutsche Gaststätte, genannt der „Suppentopf“,

die ich sehr gerne aufsuchte. Hier eine kleine Geschichte, die ich dort erlebte:

Der Wirt aus Stuttgart, der sich rühmte, den besten schwäbischen Kartoffelsalat zu bereiten, stand faul gähnend, mit seiner dunklen langen Lederschürze hinter dem Tresen und tönte: „Macht alle Schotten dicht! Bis jetzt war es so nett hier, und da muss doch glatt der Meister noch kommen!“, und deutete auf mich.
Ich konterte: „Schenk ein, ich hab Zeit, meine Resi ist allein weggefahren.“

Mein Kumpel Karl musterte mich und urteilte: „So wie du heute aussiehst, hast du gestern wieder irgendwo den Zapfhahn verteidigt.“ „ Nein, nein , ich doch nicht! Wo denkst du hin?“

Wir tranken gemütlich vor uns hin und gruben alte Erinnerungen an Dinge aus, die an der Copacabana passiert.
Auch die von dem, der sich brüstete, in Deutschland schon 400 verschiedene Frauen vernascht zu haben, und der, als wir fragten: „Ja, sind denn die Puffs bei dir daheim so groß?“, die Antwort gab: „Das nicht, aber ich arbeite als reisender Vertreter.“ Er dachte ununterbrochen ans Moppern und hatte den Spitznamen "Arnoldo"(der harte, draufgängerische, offensiv, eingestellte Typ).
Einmal sorgte er für einen großen Spaß am Strand, als er dort mit einem unter seiner engen rotweißen Badehose, dem „Warndreieck“, gut sichtbaren ledernen Sackhalter auftauchte.
Alle Mädchen, gleich welcher Freudenhäuser Brasiliens, liebten ihn abgöttisch. Er rückte für sie, entgegen seinen angeberischen Behauptungen, Spitzenhonorare heraus. Ihm war auch jedes Alter recht……

Obwohl der „Suppentopf“ mit Klimaanlage ausgestattet war, wurde es allmählich heiß im Laden. Alle Tische waren belegt, es gab nicht mal mehr Stehplätze an der Bar.
So schlug ich meinen inzwischen eingetroffenen Urlaubsgästen vor: „Was haltet ihr davon, wenn wir zum ‚Mab´s‘ gehen? Dort sitzen wir im Freien, das ist jetzt angenehmer und es spielt sich mindestens genauso viel ab wie hier. Vamos, alle Mann an Deck“, drängte ich, „eure Rechnung ist schon bezahlt.“

Wir verabschiedeten uns vom Wirt und der Gesellschaft am Tresen und gingen in die laue Nacht hinaus.
Freitag ist der Tag der Copacabana. Dazu war Januar, also Hochsaison. Wir kehrten im Restaurant „Mab´s“ ein und waren froh, dass gerade ein Tisch frei wurde.

Unser Stadtteil war heute voll weißer Abenteurer und schwarzer Mädchen. An den Tischen hörte man fast nur noch deutsche Urlaute. Unsere Nachbarn waren am lautesten. Wie wir später herausfanden, handelte es sich um einen Kegelclub aus Köln. Sie genossen es in vollen Zügen, hier zu sein. Jeder von ihnen hatte eine scharfe Biene auf dem Schoß.
Es war inzwischen schon Mitternacht geworden und ich drängte meine aufmerksamen Begleiter: „Wenn ihr noch in den Nachtlokalen zuschlagen wollt, müssen wir jetzt aufbrechen, sonst ist es überall zu voll.“ Wir zahlten die Rechnung und machten uns vom Acker.

Wir marschierten in Richtung „Barbarella“- Nachtclub“. Überall hauten mich die Portiers an: „Kommt doch zu uns rein“, und überall wehrte ich ab: „Tut mir leid, nächstes Mal, heute ist was anderes angesagt.“
Am „Barbarella“ angelangt, begrüßte ich den Pförtner und wir gingen die Treppe zum Club hinunter.
Das Nobeldancing war damals schon der beste Laden und ist es auch heute noch, mit den hübschesten Mädchen. Das Geschäft wird straff geführt und hat ungefähr fünfzig Stammtänzerinnen und Tisch-Damen. Die Mädchen sind sauber und schick angezogen und müssen regelmäßig zu ärztlichen Untersuchungen. Eine Straßendirne hat deswegen keine Chance, den Club zu betreten.

Wir bestellten Cuba Libre, von mir "Bomben" genannt, weil sie mitunter so gnadenlos ins Gehirn reinpfeifen und schwere Schlagseite verursachen können. Bier gab leider es nicht.
Von unserem Tisch aus konnten wir wohl an die zwanzig Mädchen bestaunen, die auf einem Podium tanzten.
Mir rieselte es den Rücken herunter wie bei der Musik von Wagners Götterdämmerung. Was sich da an wahren Blüten der Tropen auf der Tanzpiste bewegte, Junge, Junge! Mulattinnen, Blondinen, Morenas, schwarzfarbige Girls, Indianerinnen.

Ich beobachtete einen mittelschwer gemästeten Ami, seine Nationalität erkannte ich an seinem Buschhemd und dem Bürsten-Haarschnitt. Er ließ nicht eine Sekunde seine Dollaraugen von dem Schauspiel und suchte tastend mit zitternder Hand sein Glas auf dem Tisch. Dabei sperrte er das Maul auf, als säße er bei einer Mandeluntersuchung.
Meine Kumpels vibrierten und riefen plötzlich: „Fünf von den Stripperellas müssen her, da führt kein Weg dran vorbei! Es wäre eine Todsünde, diese traumhaften Mädels nicht in unseren Kojen gehabt zu haben, bevor wir Rio wieder verlassen!
Ich gab zu bedenken: „Hört zu, das sind dreihundert Dollar pro Dame, plus jede Menge Alkohol bis drei Uhr früh, denn vorher dürfen sie laut Arbeitsvertrag das Lokal nicht verlassen.“ „Das ist uns piepegal, wir lassen anschreiben“, riefen sie, „Wir haben gewaltig Dampf drauf und warum sollen wir nicht mal richtig zuschlagen? Auf, hoch die Tassen!“

Im Nachtclub war jetzt die Hölle los. Viele Mädchen saßen schon an den Tischen bei den Firstclass-Kunden. Der dicke Ami, schon stark angetörnt, hatte gleich zwei Chicks am Tisch. Wahrscheinlich wollte er seine Westernkutsche jetzt doppelspännig heimfahren.
Auf dem inzwischen erhöhten Tanzpodest wurde jetzt ununterbrochen gestrippt. Wurden die Girls an die Tische bestellt, füllten Neue die entstandenen Lücken. Der Alkohol machte sich bemerkbar: Es war ein Geknutsche, lautes Lachen, ein Gläsergeklirre und der Lärm wurde nur von der heißen Musik übertönt.
Mir reichte es jetzt. Ich ging hinaus und drückte dem Portier noch einen Schein in die Hand.

Ich sog tief die frische Luft ein und freute mich auf ein kühles, leckeres Fassbier, in Brasilien „Chopp“ genannt.
Ich trank nie gern Kurze oder Mischungen. Mein seliger Vater, zu Lebzeiten Dorfschulmeister von Beruf, hatte immer zu mir gesagt: „Denke den Rest deines Lebens daran: Schnaps ist der kürzeste Weg zum Wermut, der weicht die Birne auf!“

Mittlerweile war es zwei Uhr morgens, was von Freitag auf Samstag früher Abend bedeutet. Ich stellte mich noch an die Theke einer Eckkneipe und bestellte ein kleines Bier. Ich zündete mir eine Zigarette an, beobachtete das Treiben auf der Straße und genoss die schöne laue, tropische Nacht.
Ich fühlte mich richtig wohl dabei, mal wieder allein zu sein. Obwohl noch ziemlich viel Verkehr herrschte, war es hier, ver-glichen mit der lauten Musik im „Barbarella“, beinahe ruhig und erholsam.
Ich dachte über dies und jenes nach: über meine Eheprobleme, über mich selbst und meine Fehler, über meine Zukunft, über Deutschland, über Brasilien, über die Straßenjungen der Copacabana, über Fußball, über die Lügen in der Politik, über den Drogenhandel. Plötzlich fühlte ich mich sauelend. Ich zahlte meine Rechnung, es waren achtzehn Chopps und ging heim……...
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    Themen Autor Datum
  emo
im Suppentopf
Herbert Z. 11/06/2008 15:10
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Horst 24/10/2008 12:50
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Primo 15/07/2013 11:21

  Traumkreuzfahrten...

 

 

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