Jochen Müller
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Moonligthshow 2 - auf dem Feeder - 16/02/2010 07:32
Moonlightshow – Teil 2 Aus meinem Tagebuch „Passenger auf dem Feederschiff“
Ich genieße den Abend auf See. Es ist 20:00 Uhr, ich bin auf Kammer, endlich Freizeit. Ich schalte das Radio ein und schaue mir den bisher gedrehten Film auf Camcorder an. Inzwischen habe ich volle 45 Minuten im „Kasten“. Ich mache es mir auf der Backskiste bequem, dazu ein Bier, die Vorstellung kann beginnen! Ab 21:00 Uhr schreibe ich meine Weihnachtsbriefe an meine ehemaligen Seeleute Nordi, Frank Thürmer, Gerd Hentschel und an meine Eltern. 23:00 Uhr wollte ich in die Koje gehen. Noch schnell ein Blick nach vorn, aus dem Bulley: klare Nacht, heller Mondschein, Seegang, Brecher schlagen über die Back. Dazu schaukelt es mächtig. Schnell entschließe ich mich für ein zusätzliches Abenteuer. Ich ziehe mich wieder an und gehe auf die Brücke. Beim Kapitän melde ich mich mit: „Ich möchte noch eine Stunde mitfahren!“
Und ich bekam, was ich mir so gewünscht hatte: Seegang - Stärke 6, Wind direkt von vorn, die Wellen schäumten. Gelegentlich schaukelte es so stark, dass man sich festhalten musste. Wellen brachen über die Back herein, bis auf Höhe der Mastspitze. Das war schon was, bestätigte mir am nächsten Tag Bastian. Dazu das gruselig helle Licht vom Mond, genau über uns voraus. In Fahrtrichtung erschien die Ostsee backbord tief schwarz und steuerbord gleißend hell. Schade, dass man so etwas nicht auf Film festhalten kann. Viel zu schnell verging meine zusätzliche Stunde auf der Brücke. Bornholm lag hinter uns. Achter aus sah man gerade noch die letzten Lichter am Horizont verschwinden. An backbord hatten wir einen Mitläufer. Über Fernglas identifizierte ich ihn als einen Tanker. Und voraus – die Moonlightshow! 24:00 Uhr, zur Wachablösung, gehe ich nach unten auf meine Kammer zurück. Ein letzter Blick aus dem Bulley: gerade voraus im Mondschein - drei Frachter und ein hell erleuchteter Kreuzfahrer. Zufrieden und glücklich lege ich mich in meine Koje. Sanft werde ich, wie ein Baby, in den Schlaf geschaukelt.
Redakteur Jochen Müller |