Hans
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Hochseefischerei in DDR - 27/11/2007 11:55
So war die Hochseefischerei in der ehemaligen DDR
Mit der „grünen Pest“ gegen den Hunger. In der mienenverseuchten Ostsee verrichteten damals die Fischer ihre gefährliche Knochenarbeit. In Sturm und Kälte waren sie dem Fisch auf der Spur. Als dann endlich eine größere Flotte aufgebaut wurde, kamen auch die ersten Kapitäne aus den westdeutschen Hafenstädten dazu.
Bei minus 20 Grad waren die Fische steif gefroren, bevor wir sie an Deck ziehen konnten. Korbweise wurden sie in den warmen Betriebsgang gebracht um dort verarbeitet zu werden. Jeder Dorsch musste ausgenommen, jede Flunder geritzt werden. Durch die Kälte vereisten die Schiffe so stark, so dass wir des Öfteren den Fang einstellen und das Eis abschlagen mussten. Auch der Krieg hatte Spuren hinterlassen, bei Bornholm gab es mienengeräumte Zwangswege, weiter nördlich jedoch nicht mehr. Es kam oft vor das wir Munition auffischen, diese haben wir nach vorn getragen und später wieder über Board geworfen............
.Minen im Netz waren schwerer loszuwerden.
Ein Kapitel ostdeutscher Geschichte, geprägt von Entbehrungen und Enttäuschungen, von Hoffnungen und Erfolgen, von harter Arbeit, von Abenteuern auf den Meeren vor der Haustür und rund um den Globus - immer dem Fisch auf der Spur, der von Jahr zu Jahr knapper wurde.
Im Anfang beschimpft als die "grüne Pest" - wegen der grüngestrichenen Schiffsrümpfe -, später geachtet auf den Ozeanen der Welt, weil in der tobenden See Ideologie nichts mehr zählt, sondern nur die ehrliche, harte Arbeit.
Nach dem verlorenem Krieg, war der Hunger groß und nur die Fischer konnten ernten ohne vorher zu säen. Somit ordnete die Sowjetische Militäradministratio
n im Januar 1946 die Pflichtabgabe aller Fischfänge an, um die Versorgung der deutschen Bevölkerung und der Roten Armee zu gewährleisten. Bewaffnete Rotarmisten fuhren auf Kuttern mit, um die Erfüllung des Fangsolls zu überwachen.
Küstenfischerei in der Ostsee - es langte nicht vorne und hinten. Für ständige Importe fehlten damals wie in allen Zeiten der DDR die Devisen. Und die Fischpreise blieben - staatlich verordnet - eingefroren: für das Kilo Hering 1,02, für Kabeljau 1,56, für Rotbarsch 2,10. Paradiesische Preise für den Verbraucher, aber ein wirtschaftlicher Wahnsinn, denn schon 1977 betrug der wirkliche Aufwand pro Kilo 9,50 Mark!
Gerüstet waren die ostdeutschen Fischer für ihren neuen Job in der Stunde Null wie die Kanuten für eine Atlantik-
Überquerung. Hochseefischerei war bis Kriegsende Sache großer Unternehmen an der Nordsee. Hamburg, Bremerhaven, Cuxhaven, Emden waren die Umschlagplätze. Die Fischerei an der Küste von Mecklenburg-
Vorpommern hatte gerade mal einen Anteil von zwei Prozent. Die verbliebenen Kutter waren nach 1945 in einem trostlosen Zustand, die Gewässer vor der Haustür durch Minen und Wracks blockiert. Die Schiffe, die dennoch hinausfuhren, mussten die internationale Signalflagge "C" führen. "C" stand im englischsprachigen Raum für: Kapitulation.
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