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Abenteuer einer Ankersuche |
Abenteuer auf dem Bergungsschiff der Volksmarine "Hugo Eckener"
Abenteuer auf dem Hugo Ich weiß nicht mehr genau, wann es passiert ist. Es war die Zeit, da hatten wir einen Flottillenchef, der alle Landungsschiffe bei auflandigem Wind (Sturm) vor Usedom ankern ließ. Kpt. z. See Born hatte die seemännischen Regeln außer Kraft gesetzt. Als Flottillenchef konnte man dies tun! Und es kam, wie es kommen musste. Die Ketten der Landungsschiffe brachen und die Schiffe liefen ab, teilweise hinter Hiddensee! Wir lagen zu dieser Zeit und bei diesem Sturm so Stärke 7 oder 8 auf Pos. 8a (das ist eine Flugsicherungsposition nahe des Fahrwassers nach Swinemünde rein). Und das auch mal wieder mit vermoorten Ankern, sonst hätten wir die Position nicht halten können. Die Flottille setze eine Prämie aus, um zumindest einige der verlorenen Ankerketten und Anker wieder zubekommen. Da wir viel auf See waren, fasst jede Woche, so hatten wir neben der Flugsicherung so immer ein bis zwei Tage lose. Wir wollten uns so einen Anker holen. Und so holten wir uns so einen Anker mit Kette vom Grund der Ostsee. Ich konstruierte ein Suchgeschirr. Die Berechnungen für das Bergungsgeschirr habe ich heute noch liegen! Das Ding war echt irre. Eine 3 Meter lange Stange mit drei Draggen angeschweißt. Rolf (der Kmdt) konnte schweißen und eine Schweißausrüstung war an Bord. So entstand eine Art Harke, an der wir eine Schwimmboje befestigten, die auf 20m Wassertiefe eingestellt war. An dieser Harke war 24ziger Stahldraht befestigt. Am Stahldrahtende, welches über die Heckslip an Deck ging, waren drei oder vier Gewichte (das waren die Gewichte der Elefanteneier) a 25 kg befestigt. Die Gewichte standen an Deck und hielten dem Druck des Harkens bei einer Geschwindigkeit 3 bis 4 kn stand (Kl. Fahrt 3,6 kn lt. Meilenfahrt. Ich hatte entsprechende Koppeltabellen für jede Fahrtstufe.) Beim Festkommen an einer Ankerkette gingen die Gewichte zu Wasser. Die Boje markierte den Standort und der Tauchereinsatz begann. Navigation terrestrisch ging gar nichts, da meist immer keine Küstensicht. Mit der Gnomokarte machte ich mittels der Tonnen Osttief und der Tonne 2 Osttieffahrwasser die Navigation nach Radar, bei guter Sicht mit dem Sextanten. Mein Steuermannsgast war Heiko Müller, der war echt gut dabei! Drehkreisnavigation, jede Min. einen Standort in Karte. Die Strecken lagen auf Nord-Südkurs, da die Ankerketten Ost-Westrichtung haben mussten. Wir haben über Tage und Wochen gesucht. Die zu vor benannten Ankerpositionen der Schiffe taugten überhaupt nichts. (Wie sollte bei diesem Wetter ohne Sicht auch eine Navigation auf Meter gut sein? Bras-Gals Standorte waren da auch vorm Arsch, Abweichung 100m ca.) Einmal griffen wir etwas. Das Geschirr rauschte aus. Tauchereinsatz, doch nichts. Beim Hieven die Feststellung: die Flunken der Draggen hatten sich gerade gebogen. Hin zum Bergungsdienst. KK Balzer besorgte stärke Draggen. Alles einmal neu! Tage vergingen wieder! Nicht, dass sich die Ketten in den Sandboden vertiefen, dann haben wir keine Chance mehr. Das waren die Bedenken. Dann klappte es. Das Geschirr rauschte aus! Der Taucher stellte eine Ankerkette fest an der sich die Draggen einhakt hatten. Jetzt bergen! Wir hatten die Kette so gegen 09.00 Uhr gefunden, aber erst abends war die Bergeaktion beendet. Das Abbergen geschah mit der großen 13,5 Mp Winde an Deck, die Rolf bediente. Wir konnten ein Stück Kette bis an die Heckslip hieven und nun? Achtern standen zwei Spills. Ich baute Kettenstopper aus Kette und Draht. Durch Wechselseitiges Hieven einmal mit der Winde, dann Umsetzen der Stopper, dann Hieven mit den Spills gelang es Stück für Stück die Kette an Bord zu bekommen. Das Deck war voll nur mit der Ankerkette. Jetzt hing der Anker an der Heckslip, aber immer so, dass seine Flunken unter das Heck drehten. Wir bauten eine Art Holzgestell, welches zwischen Anker und Heckslip kam. So konnten wir bewirken, dass sich der Anker beim Hieven dreht und seine Flunken nach achteraus standen. Wir bekamen den Anker schließlich an Deck. Am anderen morgen liefen wir ein. Der Kran stand schon bereit, um den Anker von Bord zu holen. Ich ging zur Kasse und nach 2 Stunden hatte ich 500 Mark Prämie ein der Hand. War ein schönes Bordfest in Karlhagen, unserem Stammliegeplatz. Haben schön auf der Pier ein kleines Schwein gegrillt. Nebenbei bemerkt! KL Sachs Kmdt Projekt 108, 6?? verlor auch einen Anker, den wir geborgen haben. Aber der hatte ne Ankerboje dran und wir hatten das Bergegeschirr noch in der Last. Epilog: Nach Wende sah ich das Geschirr in Peenemünde am Pier zwischen Fernseher, Schreibmaschinen, Werkzeugen usw. liegen. Bereit zur Verschrottung. Erst das Material, dann die Menschen der 1. Flottille.
» 1 Kommentar
1"Ankersuche" am Thursday, 06. January 2011 14:01
Ich kann mich an diese Aktion noch schwach erinnern.War damals Bootsmann und Tauchergruppenführer auf TAUCHER II ( K-74) in der 6. Flottille.Wir sollten für diese Ereignisse den Schlepper klar zum auslaufen machen,aber man hat dann von oberster Führungsebene anders entschieden. War Flottillengespräch- Lachnummmer.............. Gruß Peter Franzke letzt.Kmdt. K-74
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