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Friday, 22. November 2024
   

39. Klönsnack - Das Eisbeintreffen
Erstes Treffen im neuen Jahr. Viele freuten sich auf ein Wiedersehen. An Steuerbord war bereits alles  besetzt. So suchte ich mir an Backbord ein Plätzchen aus...

Seemannsbücher lagen auf der Back. Ich entdeckte „Fänger und Gefangene“, „Verhandlungen aus der Seekammer Rostock“, ein dickes Buch zur Geschichte der deutschen Schiffsingenieure und ein altes Tagebuch einer mitreisenden Ehefrau. Alles nichts für mich - ich hatte meine Brille vergessen! Ärgerlich!

Christa hatte für uns ein neues Gangwaybuch angefertigt. Großes Lob! Nebenbei erfuhr ich von Christa, dass sie seit 1992 ihren Urlaub in Dagebüll verbringt. Ich bin seit 1993 in Büsum auf Urlaub; manches Jahr sogar zwei oder drei Mal. Und wir zwei staunten darüber, dass es uns aus den gleichen Motiven an die Nordsee zieht: der grüne Deich, Schafe, das Watt, Schiffe und letztendlich das „unendlich weite Meer“. Da schlägt jedes Seemannsherz höher!

Jürgen erzählte uns, dass er zu jedem Klönsnack Seeleute aus ganz Berlin einlädt. Wer kommt, der kommt! Man muss dabei nicht Mitglied in einem Seemannsverein sein. So begrüßten wir eine neue Seefrau in unserer Runde, die Martina. Sie fuhr als Stewardess von 1971 bis 1973 auf Typ XD - damals Neubauschiffe mit Klimaanlage. Jetzt als Rentnerin sucht sie eine neue Freizeitbeschäftigung. Über die Bordgeschichten erfuhr sie vom Klönsnack in Berlin. Herzlich willkommen!

In der Messe trafen wir uns zum angekündigten Bordkino über Eisbeine. Jürgen Altmann zeigte uns einen Film über das Eisbaden im Orankesee. Zahlreiche „Eisbein-Vereine“ treffen sich dort alljährlich Anfang Januar zum „Anbaden“! Die Gastgeber, der „Berliner Seehunde e.V.“, richtet diese karnevalistische Veranstaltung aus. Über eine Stunde lang begleiteten sie, wohlgemerkt nur leicht bekleidet, die angereisten Vereinsmitglieder in das eiskalte Wasser des Orankesees. Und sie kamen aus Meck-Pomm., aus Brandenburg und sogar aus Dänemark. Letztere dampften dabei eine dicke Zigarre, wie Egon Olsen, um sich so vielleicht etwas warm zu halten. Eine achtzigjährige Oma stieg in die kalten Fluten. Andere nahmen eine Thermoskanne mit ins Wasser, um an der Eiskante einen gemütlichen Kaffeeklatsch zu halten. Wir staunten über den Neptun von den Berliner Seehunden. Die gesamte Zeit über lief er barfuss an der Eiskante hin und her, bis er endlich am Abschluss sich mit allen seinen Vereinsmitgliedern im kalten Orankewasser aufwärmen konnte - auch unser Jürgen, festlich geschmückt mit gelber Robe und Königskrone! Jürgen sagte uns, die Zuschauer am Ufer, dick in ihren Wintersachen eingemummelt, froren dabei am meisten. Und was machen die Seehunde im Sommer? „Da ist Pause!“, antwortete uns Jürgen. „Im April ist Abbaden!“ 

Es folgte der Film „Eisbein essen in Hohenschöpping“. Zur Dampferfahrt im Oktober haben Gerd Hentschel und ich fotografiert und gefilmt. An meinem Klapprechner habe ich dann wieder versucht, daraus eine kleine Video-DVD zu schneiden. Da recht viel gelacht wurde, denke ich, dass das ganz gut geklappt hat. Oder Jürgen, was sagst Du?

Und Jürgen sagt: Es war wieder einmal eine sehr schöne Dokumentation einer wunderbaren Fahrt unter Vorbereitung und Regie von Eigner und Kapitän der „Anna“, Michael Brodthagen. Im stilvollen Ambiente des festlich geschmückten Saales bei der Schwanenwirtin war zu sehen, wie es allen Teilnehmern gefallen hat. Zusätzlicher Höhepunkt war natürlich auch die Farbenpracht der beimFestival of Lights Berlin angestrahlten Gebäude und Objekte. Alle freuen sich schon auf die nächste Fahrt mit Michael und seiner  „Anna“ im Wonnemonat Mai.

Viel zu schnell vergeht die Zeit für einen gestrandeten Seemann, welcher am nächsten Tag hier an Land in Berlin zur Arbeit muss. Um 21:24 Uhr fährt meine S-Bahn. Die muss ich nehmen! Wer weiß, wann dann wieder etwas kömmt! Schade, dass unser S-Bahn-Chiefmate nicht da war. Meiner Doris hatte ich bereits angekündigt, dass er von mir einen Zusatz zu seinem Berufstitel erhält – so jetzt Bummel-S-Bahn-Chiefmate!

Bis zum nächsten Klönsnack – immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel – das wünscht Euch Euer Redakteur Jochen

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