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Tuesday, 26. November 2024
   

40. Klönsnack - DSR-Passagierschifffahrt und ein König auf Brückenwache

28. Februar 2011 – Früh am Morgen weckte mich der Radiomoderator mit der freudigen Nachricht: „Die S-Bahn fährt ab heute wieder dichter, schneller und weiter!“ Mein S-Bahnschiefmate bestätigte mir am Abend: „Wir sind sogar sehr schnell!“

Zusammen mit Peter Guba ging ich gegen 18.00 Uhr an Bord. Peter bemerkte, dass unser Schlepper steuerbord deutlich Schlagseite hatte. „Dann ist die Steuerbordback bereits voll besetzt“, antwortete ich ihm.

Dieses Mal brachten unsere Seeleute Bücher über die ehemalige DSR-Passagierschifffahrt mit. Besonders wertvoll erschien mir ein Bordbuch vom FDGB-Urlauberschiffes „Fritz Heckert“. Entwicklung, Bauzeit in der Werft, Technik, Ausstattung und Besatzung werden seemännisch beschrieben und mit zahlreichen Bildern dokumentiert. Die Kabinen, Bars, Freizeiträume, das Hospital einschließlich OP-Räume werden gezeigt, ebenso wie Brücke, Aggregate des Maschinenraums, Mannschaftsmesse und -kammern. Dazu ein Highlight! Im Anhang sind komplette Konstruktionspläne vom Aufbau des Schiffes und des Maschinenraumes enthalten. So etwas habe ich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Passend zum Thema kam ein Neuer zu uns an Bord: Rainer Thomas, gefahren auf der „Fritz Heckert“ bis zur Außerdienststellung, danach auf der „Völkerfreundschaft. Nach dem Studium fuhr er als Nautiker hauptsächlich auf RoRo, zuletzt 2005 auf der „Polarstern“ zur Antarktis.

Und ein zweiter Neuer stellte sich vor: Arvid Arnold. Mit ihm hatte sich Doris auf dem Deckshaus verabredet. Sie waren gemeinsam gefahren und hatten sich dreißig Jahre nicht mehr gesehen. So gab es natürlich viel zu erzählen. Dabei stellte sich heraus, das Doris und Wolfgang, unser heutiger Filmvorführer, gemeinsam in Vietnam waren. Wolfgang befuhr mit MS „Poel“ auch die vietnamesischen Flüsse. Dabei durften sie ihr Bordschwein Namens Isolde nicht mitnehmen. Es musste in einer Station bei seinen Artgenossen bleiben. Da sie aber nur die Bordmenschen der Poel kannte und keine Schweine, war der Stress so groß, dass Isolde auf der Station verstarb. Die Trauer der Besatzung war riesengroß. Noch größer war die Trauerfeier an Bord für Isolde.

Hallo Norbert! Deine Grüße sind zwei Mal mit Schiffsglocke angesagt worden. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Wir denken an Dich und hoffen, dass Du in Deiner „Werftzeit“ alle Deine Maschinen zügig reparieren kannst. Wir freuen uns, wenn Du bald wieder ohne irgendwelche „Hilfsdiesel“ zu uns durchstartest.

Wolfgang König vom Seeleuteverein Rostock war zum 40sten unser Kinovorführer. Und was für einer! Es ist immer wieder erstaunlich, dass es beim Klönsnack in Berlin nie an Überraschungen mangelt. Ich hatte geglaubt, es gäbe kaum noch Steigerungen. Aber was da über die Leinwand flimmerte, ließ alle Seemannsherzen höher schlagen.

Wolfgang nahm uns mit zu einem Seemannstreffen auf die „Likedeeler“, das ehemalige, auf der Neptunwerft gebaute, MS „Condor“. Auf Kammer wurde ordentlich vorgefeiert. Im Laderaum fand das Bankett statt. Ein reparaturbedürftiger Seemann mit „Gehhilfen“ sorgte dabei für ordentlichen Spaß. Der Rostocker Verein durfte den Schiffssimulator in Warnemünde besuchen. Die Besatzung setzte man je nach altem Beruf in der Maschine und auf der Brücke ein. Eine Anfahrt auf Warnemünde bei Windstärke 9 wurde simuliert. Lieber Jürgen, das wäre doch sicher auch etwas für uns!

Zur Musik von Agathe Christe folgte eine Überfahrt nach Gedser. Seeleute vom Verein durften die Brücke der modernen Fähre besuchen. Der Kapitän nahm die Automatik heraus. Ein König übernahm das Steuer. „Ruder bei 150 Grad übergeben!“ „Ruder bei 150 Grad übernommen!“ Und seine Seemannsaugen strahlten vor Glück. Jeder von uns konnte da mitfühlen und wäre jetzt gerne auch an seiner Stelle gewesen.

Wolfgang, der König der Ostsee, zeigte uns in seinem zweiten Kurzfilm Impressionen von der Hanse-Sail 2010. Auch hier glänzte er mit einem Feuerwerk an Schnitt- und Tricktechnik. Er zog alle Register, was sein PC-Schnittprogramm hergab. Freddy Quinn begleitete uns zwischen den vielen Großseglern hinaus auf Reede und zur Musik von „DDR Ahoi“ liefen wir in Warnemünde wieder ein. Sogar passende Seemannsbefehle aus irgendwelchen Filmen baute unser König ein. Lieber Wolfgang, jetzt wünschen wir uns, dass Du bei unserer nächsten Dampferfahrt die Filmerei übernimmst.

Was gab es noch. Frank Schneegaß erzählte mir, wie er seinen Kumpel zum Geburtstag überraschte. Er bekam sein Seefahrtsbuch zurück. Darin war fein säuberlich eine neue zusätzlich Reise einkopiert. Da selbst der Schiffsnahme mit seinem Rufzeichen eingetragen war, dachte der Kumpel tatsächlich zuerst, er müsse wieder aufsteigen. Dass er eine Reise auf einem Frachtschiff geschenkt bekommen hatte, daran dachte er am aller wenigsten. Erst als er erfuhr, dass seine Frau an Land bleibt und dafür sein bester Kumpel mitfährt, fielen sich die beiden Seeleute in die Arme. Überraschung gelungen!

Was für ein Abend! Und ich wollte beinahe diesen Klönsnack auslassen. Die Zeit lief mir an dem Montag davon. Ich hatte dann, endlich zu Hause angekommen, einfach alles abgeworfen und bin gleich wieder los – auf zur S-Bahn. Aber die fuhr ja jetzt wieder schneller! Und ich kam pünktlich an!

Eine Arbeitskollegin stellte mir heute die Frage: „Was macht ein Seemann, wenn er Seemannsgarn strickt?“ Na dann - bis zur nächsten Strickrunde! Und immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel - das wünscht euch euer Redakteur - Jochen

» 2 Kommentare
1Kommentar
am Sunday, 06. March 2011 15:58von Frank Thürmer
Hallo Leute, 
wenn man die Informationen von Jochen so nachliest, könnte man sich schon ein wenig ärgern, nicht dabei gewesen zu sein. Aber Hauptsache, es hat allen Beteiligten Spaß bereitet. Auch ich werde auch bald mal wieder erscheinen. Bis dahin allen alles Gute von Frank T.
2"Seemann"
am Friday, 18. March 2011 21:34von Norbert
Liebe Seeleute, 
habe mich an den einzigen Patienten PC in der Klinik in Grünheide durchgekämpft. 
Das Zeitalter von WLAN hat hier leider noch nicht begonnen und sämtliche Internetsticks sind für die Tonne. 
Wie ihr seht gehen die Finger schon wieder zum tippen.  
Aber lesen der Seefahrtsbeiträge geht gut. Denke oft an die tollen Runden bis her. 
Demnächst wird es den historischen 50. KIB geben.  
Lasst euch schon einmal etwas besonderes einfallen. 
 
Danke für die vielen Genesungswünsche
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