76. KiB - Annafahrt 2014 - Nachtrag für Siggi - MT Böhlen |
Auf unserer Dampferfahrt klönte ich eine Weile mit Siggi von der MT Böhlen. Ich weiß nicht mehr, wer dazu kam, könnte vielleicht unser „ruhiger Kapitän“ gewesen sein. Er war auch ein ehemaliges Besatzungsmitglied des Tankers. Er fragte Siggi, wann er auf der Böhlen gefahren sei. Siggis makabere Antwort: „Na…, zum Schluss!“ - …! Automatisch musste ich an meine wohl schmerzhafteste Erinnerung an die Seefahrt zurückdenken – damals gerade mal drei Wochen dabei. Ich erzählte Siggi davon: Was war wohl mein erstes großes Erlebnis im Zusammenhang mit der christlichen Seefahrt? Es ist nicht einfach, nach so langer Zeit, das herauszufinden. Es begann Anfang September 1976 in Rostock: Internat Lessingstraße, Betriebsschule in Marienehe, Werkstatt im alten Hafen und Uniformpflicht. Jedoch an ein Ereignis kann ich mich ganz besonders erinnern. Am 14. Oktober 1976 sank die MT BÖHLEN während der Herbststürme vor der Küste Frankreichs. Von 35 Besatzungsmitgliedern wurden nur elf gerettet. 24 Besatzungsmitglieder und zwei mitreisende Ehefrauen fanden den Tod in den kalten Fluten der Biskaya. Zu Ehren der Ertrunkenen richtete die Deutfracht-Seereederei die Beerdigung aus. Es wurde ein Staatsbegräbnis. Vor der Einfahrt des Friedhofes standen wir Lehrlinge rechts und links der Straße Spalier. Der Bus mit den Hinterbliebenen fuhr an uns vorbei. Als die Angehörigen aus den Fenstern sahen, gab es ein schreckliches Trauerspiel. Wir Lehrlinge in Uniform, brav am Straßenrand hingestellt, lösten noch mehr Leid aus. Wir jungen Seeleute erinnerten zu sehr an die möglichen Gefahren der christlichen Seefahrt. Die Angehörigen im Bus wendeten sich weinend von uns ab. Dieses Bild habe ich nie vergessen können. Quelle: „Geschichten aus der Backskiste“ - erhältlich im Kindle-shop - amazon.de Siggi sucht von diesem Ereignis in Rostock Bilder oder Zeitungsartikel. Wer kann helfen? Euer Redakteur Jochen
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