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Thursday, 21. November 2024
   

23.) Wenn einer eine Reise tut...

26.11.2018 Richtung Melbourne

 

Natürlich war es für uns ein Muss den Wecker zu stellen, um das Auslaufen von Sydney nicht zu verpassen. Um 0:30 Uhr war der Lotse an Bord und die Gangway eingeholt. Wir haben einen guten Aussichtspunkt für das Auslaufen. Von der Nock (Aussenbereich der Brücke rechts und links) kann man wunderbar alles verfolgen. Drei Schlepper müssen das Schiff an der Pier halten. Das Hafenbecken ist ziemlich eng und vor uns liegt noch ein Schiff. Auf der gegenüber liegende Seite werden noch 3 weitere Schiffe beladen. Die Schlepper ziehen das Schiff dann seitlich in die Fahrrinne des Hafenbeckens. Nun kann es los gehen. Während wir noch in der Bucht Richtung Meer fahren, sind die zwei Philipinos damit beschäftigt die kleinere Gangway und die Lotsenleiter für den Abstieg des Lotsen vorzubereiten. Das läuft hier nach Anweisungen über den Lautsprecher vom Pilotboot. Selbst die Lotsenleiter wird dann mit Magneten an der Bordwand befestigt. Zusätzlich gibt es noch 2 Taue nach unten. So einen Aufwand haben wir in keinem Land bisher erlebt. Wir fahren aufs freie Meer und das Schiff fängt gleich an gleichzeitig zu rollen und zu stampfen. Der Lotse bot uns dann eine akrobatische Leistung. Die Taue in der Hand, stösst er sich mit den Füssen von der Bordwand ab. Das sah aus, als ob ein Bergsteiger sich abseilt. Allerdingst hatte das Schiff eine ziemliche rotierende Bewegung dabei. Nun hiess es freie Fahrt Richtung Singapur.

Die Nacht lief bei Windstärke 4 bis 5 und einer Wellenstärke von 7 etwas anders als auf Land. Sie behielt ziemlich lange diese komische rotierende Bewegung bei.

Wir drei Passagiere sitzen alleine in der Offiziersmesse zum Essen. Irgendwie scheinen die Offiziere andere Zeiten zu haben. Eingedeckt sind jedenfalls die Plätze. Wobei klar ist, die philippinischen Offiziere essen sowieso bei der Mannschaft. Den Kapitän, Chiefmate und Chief haben wir noch nicht zu den Mahlzeiten zu Gesicht bekommen. Die Kaffemaschine in der Küche ist kaputt. So hatte ich mir gestern bereits eine Thermoskanne vom Steward geben lassen und habe im Ladebüro Kaffee zum Frühstück aufgebrüht. Gestern meinte ich nur, da bin ich mal gespannt, ob das der Steward morgen in die Reihe bekommt. Heute stand eine Thermoskanne Kaffee auf unserem Tisch. Klappt doch.
Am Vormittag drehen wir die erste Runde um das Schiff. Ich bin entsetzt, wie ein Schiff aussehen kann. Soviel Rost habe ich auf keiner unserer Reisen gesehen. Für den anderen Passagier ist das ganz klar. Das liegt daran dass die Conti Paris Ende 2019 angeblich verschrottet werden soll. Unsere Gedanken sind da anders. Es fehlt die gute deutsche Hand. Rost wurde hier schon lange nicht mehr geklopft. Die Schiffe wurden unter deutscher Führung besser gepflegt. Was Salzwasser anrichtet, wenn kein Rost ständig beseitigt wird, sehen wir jetzt. Die Decksfitter wissen nicht wo sie anfangen sollen, die vollkommen verrostenden Stellen raus zunehmen, um neue Stahlplatten einzusetzen. Die Conti als deutscher Eigener und die NSB als deutscher Betreiber interessiert es überhaupt nicht mehr, wie die Schiffe im wirtschaftlichen effektiven Zustand gehalten werden. Den Charterer, der nur seine Container von A nach B gebracht haben will, schon gar nicht. Die drei Glieder, die in der Gesamtheit zu DDR Zeiten die DSR war, sorgten für die zugehörigen Schiffe dafür, dass die Schiffe über Jahrzehnte in guten gebrauchsfähigen Zustand blieben. Umsonst hatte die DDR damals nicht die grösste Universalredeerei gehabt. So ein Containerschiff kostet in der Anschaffung um die 40 Millionen Euro, die zur Hälfte über Anleger finanziert werden. Es ist erbärmlich zu sehen wie so ein Schiff 17 Jahre nach der Inbetriebsnahme aussieht.

Das kommt davon, dass die Regierung von Deutschland die Seefahrt nicht mehr subventioniert hat. Es gibt so gut wie keine Schiffe mehr, die unter deutscher Flagge fahren. Dieses Schiff fährt jetzt unter portugiesischer Flagge. Einen Schiffsmechaniker gibt es gar nicht mehr an Bord.

Der Chief ist so lieb und zeigt uns nach den Kaffeetime die Maschine. Einen Rundgang mache ich auch mit. Es ist wiedermal beeindruckend, welche Grösse und Ausmaße dieser Schiffsantrieb hat. Mehrere Etagen gehen wir hinab, bis wir zur Antriebswelle kommen. Weiterhin bin ich dafür von der kleinen Maschine, die das benötigte Wasser an Bord produziert, beeindruckt. Ich könnte bei den Lärm und der Wärme im Maschinenraum nicht arbeiten. Mir reicht die Führung und ich gehe wieder nach oben. Mein Seebär bleibt noch bis zum Mittag in seinem geliebten Bereich.

Der dritte nautische Offizier gibt uns eine Vorführung in dem Überlebensanzug. Er ist klein und zierlich. Der Anzug soll angeblich für Menschen bis 150 kg gedacht sein. Mein Seebär probiert es gleich danach mal selber aus. Er liegt auch gut in der Zeit, und schafft diesen Anzug innerhalb von 2,5 Minuten anzuziehen. Man sollte es in 3 Minuten schaffen. Ich hoffe nur, dass der nicht benötigt wird, da ich bezweifele, dass ich mit meiner Oberweite da je hinein passen würde.

Am Abend findet eine Geburtstagsparty für den Seemann aus Sri Lanka statt. Als alles für das von den Philipinos geliebte Karaoke vorbereitet wird, verabschieden sich die rumänischen Seeleute. Der Kapitän und der Chiefmate stossen später zu der Feier. Es fangen 2 Männer an zu tanzen. Ok, sag ich mir, was Solls. Als ich dann anfing zu tanzen, war es natürlich der Gröhler. Eine Frau an Bord und wie viele Männer? Nun ging die Post ab. Es wurde eine Super Party. Alle tanzten, auch der 77
jährige Passagier und der Kapitän. Da war das gewisse Etwas wieder, was genau diese Art zu Reisen ausmacht. Die Ungezwungenheit in der Freizeit an Bord.
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