24.) Wenn einer eine Reise tut... |
CONTI PARIS 3 Höhe Australien Adelaide 27.11.2018
Bei der Party gestern gab der Kapitän bekannt, dass der 2. Ing im Krankenhaus operiert wurde und anschliessend nach Hause fliegen wird. In Singapur kommt ein neuer 2.Ing. Solange muss der Chief ohne direkte Vertretung auskommen. Von den Philipinos aus der Maschine hat noch keiner den Schein für den 2. Ing in der Tasche. So kann leider keiner von ihnen zum 2. Ing befördert werden. Morgens zeigt das Thermometer 14 Grad Luft und 17 Grad Wassertemperatur an. Bei den Temperaturen brauchen sie nicht den Pool für mich auf zu füllen. Da gehe ich nicht ins Wasser. Das Meer zeigt sich von einer fast schwarzen Färbung. Die Wellenhoehe beträgt gerade 3. Das wird ein ruhiger Tag, bezüglich der Bewegung des Schiffes. Die Uhr wurde heute Nacht eine Stunde zurückgestellt. Unterschied zu Deutschland sind jetzt 9 Stunden. Meine geliebten Seekarten schauen, fällt ins Wasser. Im Juli 2017 wurden die Seekarten in Form von Papier abgeschafft. Alles wird anders in Zeitalter der Computer. Der 2. nautischem Offizier ist dafür verantwortlich einmal die Woche auf einem Laptop ein Kartenupdate runter zu laden um das AIS System damit zu füttern. Gestern Nacht zeigte er uns die Route auf dem PC. Meine Gedanken waren nur, dass schaffen wir nie bis zu unserem Flieger. Dabei fährt das Schiff ungewöhnliche 21 Knoten. In den letzten Jahren wurde wegen Treibstoffersparnis eher auf See das langsame Fahren mit 11 bis 12 Knoten bevorzugt. Für mich bin ich sehr froh darüber, dass das Schiff schneller fährt, so fällt die riesige Abgas- und Russfahne nicht direkt auf das Schiff. Meine Atemwege werden es danken. Um eine Orientierung zu behalten, wo sind wir, habe ich zum Glück das Navigatorprogramm auf dem Handy. Bis Höhe Portland fuhren wir fast an der Küste entlang. Jetzt setzt er gerade über bis zur anderen Spitze von Australien. Adelaide passierten wir in 400 Km Entfernung auf dem Meer. Geplante Ankunft zurzeit ist der 4.12. um 24.00 Uhr. Damit erreichen wir nicht unseren Flieger um 1:00 Uhr am 5.12.18. Diese Aufgabe ist zurzeit unlösbar. Also heisst es abwarten, es kann sich alles noch ändern. Wir machen die sechste Reise dieser Art in 10 Jahren. Den Wandel der Seefahrt durften wir dadurch mit erleben. Eins steht fest, wer das erste Mal hier diese Reise machen würde, der wäre nur schockiert gewesen und entsetzt. Ich sagte nur zu meinen Seebären, ein Viertel Jahr (solang war mal eine Reise auf einem Containerschiff) würde ich bei diesem Zustand des Schiffes auf keinen Fall mehr machen wollen. Die Deckscrew ist auf dem Deck bisher nicht zu finden. Dafür arbeiten sie unterhalb der Ladeluken im Bauch des Schiffes. Mehrere zusammengetragene Rosthaufen liegen bereits an Deck. Wenn die Festmacher der Container da unten so verrostet sind, haben die gelagerten Container dann überhaupt noch einen ausreichenden Halt? Lieber nicht Nachdenken. Mein Seebär möchte gerne mal in die Luke, und sich das Schiff innen ansehen. Der Chiefmate sagt aber, alleine ist es zu gefährlich. So muss er geduldig warten, bis einer mit ihm zusammen hinunter in den Bauch des Schiffes steigt. Wir haben ja noch paar Tage Zeit dafür. Am Abend schauen der Steward und noch ein Philipino in dem Offiziersraum einen Film. Das wäre früher undenkbar gewesen. Die untersten Glieder einer Mannschaft in diesen Raum. Vier weitere Philipinos sitzen bei Rambo im Crewraum. Drei von den Rumänen die in der Suezkammer wohnen müssen, spielen wiederum im Ladebüro eine Art von Skat. Der Rest wird wohl auf ihren Kammern sein. Das Zusammensein der Mannschaft nach dem Feierabend hat sich in den Jahren auch sehr verändert.
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