4.1 Richtung Westküste Australiens 28.11.2018
Am Morgen, erst einmal einen Blick auf die Brücke. Was gibt es wohl neues im Logbuch. Ok. Wärmer wird es hier nicht. Die Wassertemperatur hat nur 16 Grad, bei einer Lufttemperatur von 13 Grad. Das heisst warm anziehen. Wir haben in dem Southern Ozean bei Windstärke 4 einen Wellengang von einer 3. Da zieht die Conti Paris eher ruhig bei ihren 21 Knoten im Wasser ihre Bahn.
Zum Glück habe ich nicht auf den Steward gehört und den Wäschetrockner in Betrieb genommen. Nach dieser Reise musste unsere lange Kleidung nun wirklich mal die Waschmaschine sehen. Die Sonne lacht bei strahlendem klarem blauem Himmel. Dafür ist der Wind sehr eisig.
Dick eingemummelt, die Kapuze der Jacke tief ins Gesicht gezogen, sitze ich auf meiner Lieblingsstelle (wo der Suezscheinwerfer vorne auf der Backspitze befestigt wird) auf dem Schiff. Hier kann man am besten auf und in das Wasser schauen. Man hat nach vorne die Beste Sicht. Allerdingst hält man das nicht lange aus, der kalte Wind bei 21 Knoten Geschwindigkeit vertreibt mich doch eher auf die vom Wind geschützte Back. Zum Glück ist ausser uns Dreien keiner vorne in der Nähe der Back zu sehen. Ich glaube die würden mir die Ohren lang ziehen. Denn auch hier ist der Aufbau anders. Das Geländer ist dort gerade 30 cm hoch. Der Wulstbuck kommt kaum aus der Wasseroberfläche. Er liegt tief im Wasser und ist schlecht zu sehen. Da werden wir wenige Chancen bekommen, dass man Delphine zu sehen bekommt, die mit dem Wulstbuck spielen.
Die Conti Paris wurde 2001 in Betrieb genommen. Sie hat eine Länge von 299,98 Meter und eine Breite von 40,30 Meter. Sie kann 6627 zwanzig Fuss Container transportieren. Davon stehen bis zu 8 Container übereinander unter der Luke im Bauch des Schiffes. Oberhalb haben wir jetzt bis zu 7 Container übereinander geladen.
Heute ist etwas Krach im Turm. Der Elektriker ist mit noch einem Seemann beschäftigt Kabel von oben nach unten durch die Decks zu ziehen. Auf Nachfrage erfahren wir, dass in Singapur Internet kommen soll. Das sind die vorbereitenden Massnahmen dafür. Das ist ein unerwarteter Fortschritt, was die NSB da in einem Schiff investiert, was angeblich im kommenden Jahr verschrottet werden soll. Ganz kann ich der Aussage der Verschrottung nicht glauben. Die zusätzlichen 8 Decksfitter und OS, die zu der Stammbesatzung mehr an Bord sind, sind nur damit beschäftigt, das Schiff im Bauch von dem Rost zu befreien. Vier von den Leuten wohnen in der Suezkammer. Dort stehen 3 Doppelstockbetten. Diese Kammer befindet sich nicht direkt in dem Turm. Sie dient eigentlich ja nur dafür den Festmachern, die im Suezkanal mit ihren Ruderbooten an Boot kommen, für die Zeit der Suezdurchfahrt zu beherbergen. Also an richtiger Ausstattung in dieser Kabine für eine Zeit von Monaten kann man da wirklich nicht sprechen. Hat eher einen Charme von Jugendherberge.
Sie verbrauchen am Tag 2 Sauerstoffflaschen und eine Azetylenflasche für das Rausbrennen, der durch Rost nicht mehr zu reparierenden Stellen. 150 Sauerstoff- und 75 Azetylenflaschen sind dafür zurzeit an Bord.
Betreibt man so einen Aufwand für ein Schiff was kurze Zeit vor der Verschrottung steht?
In Singapur wechselt zusätzlich der Charterer von CMA CGM zu Hapag Lloyd.
Zweimal hat man heute jemand mit einen Topf Farbe an Deck herum laufen gesehen. Eine sehr gut ausgestattete Farbenlast befindet sich neben den Bootsmannstore unterhalb der Back. Es ist alles da. Am Abend geniessen wir die Ruhe in der Laube. Auch die befindet sich hier anders, als auf den vorigen Schiffen, auf unserem Deck. Als wir so auf die doch noch ruhige See schauen, zeigen sich tatsächlich zwei Schwärme Delphine im Wasser. Die Sonne quält sich noch aus der Wolkendecke hervor. Um kurz nach 20 Uhr geht sie dann in einem wunderschönen kräftigen Orange am Horizont vor dem Schiff unter. Wir sitzen noch lange mit Berndt (3.Passagier) draussen. Die beiden Männer trinken ein Bierchen zur Nacht. Eine Kiste Bier (Budweiser), kostet hier an Bord 14,50?. Dafür haben wir in Australien gerade 2 Bier erhalten. Allerdingst kann man hier nur Kisten kaufen. So haben wir bis zum Ende der Reise bereits, mit einer Kiste Bier, 5 Liter Rotwein, eine Kiste Cola und Wasser übermässig ausgesorgt. Über den Rest wird sich die Crew bestimmt freuen. Mein Ginger Beer habe ich ja auch noch. Was man auf so einen Schiff vergeblich suchen wird, ist ein Animationsprogramm. Dafür kann man hier den Sternenhimmel bewundern und sich relativ frei bewegen. Einfach mal die Seele baumeln lassen.
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