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29.) Wenn einer eine Reise tut...

Conti Paris 02.12.2018

 

In der Nacht haben wir zum dritten Mal die Uhr um eine Stunde zurück gestellt. Wir befinden uns jetzt noch 7 Stunden vor Deutschland mit der Zeit. Ein Blick am Morgen auf die Armaturen der Brücke verrät mir, das die Wassertemperatur bei 28 Grad liegt. Jetzt frage ich den Chiefmate, ob Wasser in den Pool eingelassen werden kann. Er stimmt schmunzelnd zu.

Heute ist Sonntag, da wird der Turm von innen gesäubert. So trifft man am Vormittag Einige in den Decks mit einem Besen an. Auch das Upperdeck wird mit einem Kaercher auf der Backbordseite gesäubert.

Die Kabel für das Internet müssen aussen in den Rohren verstaut werden. Nur dann sind sie von der Witterung geschützt. Nun passt ein Stück zu 90 Grad gebogenes Rohr auf das Peildeck nicht mehr. Auf See muss man eine Lösung finden, ohne Bürokratie, Anträgen usw. Also werden auf dem Lukenschanzing
3 Stahlbolzen geschweisst. Nun kann man ein grösseres Rohr unter Wärme und Druck um 90 Grad biegen. Gegen Mittag war das identische Stück Rohr mit einem grösserem Durchmesser gefertigt. Die drei Bolzen waren auch wieder verschwunden. Ein bisschen Farbe drauf, und es sieht aus, als ob nichts gewesen ist. Das nenne ich mal schnelle Problemlösung.

Es wird an Bord auch schon einiges für den Charterwechsel vorbereitet. Jetzt fährt die Conti Paris unter portugiesischer Flagge und ist im Hafen von Madera registriert. Ab Singapur fährt sie dann unter libanesischer Flagge mit den Registrierten Hafen von Monrovia. Das bedeutet in Singapur werden alle Container des noch jetzigen Charterers CMA CGM gelöscht und die neue Fracht von Hapag Lloyd an Bord genommen. In dieser Zeit müssen auch alle Stellen auf dem Schiff, wo Madera drauf steht, in Monrovia umgemalt werden. Mir fallen da auf Anhieb die Rettungsringe und die Rückseite achtern des Schiffes ein. Das bedeutet, dass die Conti Paris länger als ein paar Stunden im Hafen von Singapur liegen wird. Mein Seebär fragte bereits den
Kapitän, ob wir dann noch an Bord bleiben könnten. Er weiss zwar noch die Auslaufzeit, aber wir durften. So können wir ganz in Ruhe ohne Gepäck an der Backe, WiFi suchen gehen. Da jetzt die Ankunftszeit auf den 5.12. um 7.00 Uhr liegt, ist unser Flieger weg. Wir müssen dann einen neuen Flug nach Hause buchen.

Den Kirchgang am Sonntag, wie auch die Flasche Wein zum Mittagessen gibt es nicht mehr an Bord. Die zusätzlichen Decksfitter, die für die Schweissarbeiten an Bord sind, arbeiten anders wie der Rest der Besatzung auf Leistung. Diese arbeiten den Sonntag voll durch.
Die Besatzung hingegen, hat bis auf die Wachleute, Koch und Steward den Sonntagnachmittag frei. In der Maschine gibt es hier auch abwechselnd Wachgänger. So ist es nicht verwunderlich das bereits zum Mittag die Karaockekünste der Crew über das gesamte B Deck vernommen werden kann. Der 3. Nautische Offizier hat heute Geburtstag. Bei diesem schönen Wetter zieht es uns hingegen eher ins Freie.
Nachdem am Vormittag noch an 2 Löchern von dem Wasserzulauf für den Pool gearbeitet wurde, können wir am Nachmittag in dem Wasser vom Indischen Ozean im Pool schwimmen gehen. Damit hat mich die Crew glücklich gemacht.
Die Philipinos haben eine Ausdauer im Singen. Die Gesänge sind bis spät am Abend noch zu hören.

Die Lohnzettel liegen frei zur Einsichtnahme im Crewraum. Der Chief und der Chiefmate verdienen ca. 7500 USD (Auszahlbetrag). Der Elektriker hat 5.800 USD. Die Offiziere verdienen auch gut. Bootsmann sieht da schon mit knapp 1800 USD schon viel schlechter aus. Die einfache Mannschaft liegt darunter. Nun darf man auch eins nicht vergessen. Sie arbeiten nicht das ganze Jahr über, für die Zeit an Land erhalten sie keinen Lohn. Sie haben auch im Alter keine Ansprüche auf Geld.

Die Aussage, dass es das grösste der Schiffe unserer sechs Reisen sei, muss ich korrigieren. Nach dem Nachschlagen ist es tatsächlich das zweit grösste Schiff. Danke dem kleinen König, der aufmerksam mitgelesen hat. Mit ihm waren wir auf dem noch grösseren Schiff der Hugo unterwegs.
Aber irgendwie wirkt das alles hier grösser. Der Leitstand in der Maschine ist hier viel länger als auf der Hugo.

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