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Wednesday, 27. November 2024
   

32. KiB - Dampferfahrt 2010 - DSR Ahoi
Samstag, 29. Mai 2010 – strahlender Sonnenschein. Die Ersten trafen sich auf der Brücke zur Fischerinsel...

...Unsere „Anna“ verholte gerade herüber zum Anlieger.
32.KIB DSR-Seeleute

Die Kameraleute vom Team Papenfuß standen bereits auf Bereitschaft. Ich brachte einen Neuen mit: Gerd Hentschel aus Leipzig. Er fuhr mit mir zusammen auf dem MS Premnitz. Noch auf der Brücke - erstes Gesprächsthema - die neue Fernseeserie „DDR Ahoi“! Alle waren wir angenehm überrascht über die Feinfühligkeit der neuen Reportage. Bereits der Anfang überzeugte! Ein spielender Junge am Ostseestrand, dann Jürgen Altmann: „Wenn ich Wasser sah, wollte ich hinaus auf See!“
Leider fehlt auch auf meinem Videomitschnitt diese erste schöne Szene!

DDR Seelleute im Buch Ahoi DSR     Dsr Seefahrt Reederei Deutfracht 
Aber mann kann ja hier bestellen.

Fast pünktlich, fünf Minuten vor der Zeit, kam der Letzte an Bord: Wachtel! Und dann! Keiner hatte an die DSR-Flagge gedacht! Wachtel lief noch mal schnell zurück, zu sich nach Hause. 10.15 Uhr kam er wieder an Bord! Flagge nicht gefunden! Inzwischen war aber unser Deckshaus besetzt. Wir legten ab und verholten noch einmal hinüber, um vom Stammtisch die Flagge zu übernehmen.

Der Dampfer hatte keinen Ballast an Bord. Wir Passagiere mussten deshalb eventuelle Schlagseite selbst ausgleichen. Michael Brodthagen gab die Anweisung: „Bitte einige überwechseln nach links“? Klaus Döbler sah mich ratlos an und fragte berechtigt: „Wo an Deck ist hier links? Das soll uns Michael mal erklären!“
Mit kleiner Verspätung ging es dann los, die Spree entlang, Richtung Treptow, Köpenick und immer weiter, bis zum Müggelsee.  33.KIB DSR-seeleute
Christa hatte inzwischen unsere bestellten Basecaps ausgegeben.

Diese brauchten wir dann auch tatsächlich. Nach der Schlechtwetterperiode hatte keiner mehr mit diesem schönen Sonnentag gerechnet.
Wir fuhren an der Abteiinsel vorbei. Das rote Wasserflugzeug legte ab und machte sich zum Start bereit. Später überflog es uns.
Gerd Hentschel staunte über unseren Peter Guba. Er ist ein Ur-Berliner mit Herz und Seele. Worüber Gerd schmunzeln musste, er hatte die älteste Kamera mit an Bord, eine Praktica aus den 60er Jahren. Das alte Fernglas und ein alter Stadtplan gehörten sowieso mit in seinen Rucksack. Jederzeit konnte Peter unseren Standort auf der Karte bestimmen. Er beantwortete jede Frage zu Besonderheiten am Ufer. Peter zeigte uns, wo es vor dem Krieg noch Brücken gab, erklärte uns, welche Eisenbahn mal darüber hinweg und wohin fuhr. Er kannte geheime Kanalöffnungen, welche als Kühlwasserzu- bzw. -ablauf zum ehemaligen Kraftwerk in Rummelsburg führten. Oder - warum wird zum Kraftwerk Klingenberg die Kohle mit Schuten angefahren, aber keine Asche abgeholt? Peter weiß einfach alles. Nebenan steht ein Zementwerk. Dort wird die Asche an Ort und Stelle weiterverarbeitet.
Für die Kaffeetime hatte Steffi selbstgebackenen Apfelkuchen mitgebracht. Eine Stewardess, eben wie früher, immer besorgt um ihre Männer an Bord. Das Blech machte schnell seine Runde und alle waren begeistert.

Christa holte mich auf die Steuerbordseite herüber, zu einer kleinen Präsentation. Sven und Gisela Böttcher wollten gerne meinen Klönsnack-Seesack kennenlernen. Frank Thürmer brachte neue Bilder von den legendären Typ IX-Schiffen mit. Und ich holte meine Gehörschützer heraus, dazu einen Putzlappen um den Hals, Pappe und Kugelschreiber! Es konnte ja sein, dass Michael den ehemaligen Assi in den Keller schickt - Temperaturen schreiben!
Günter bereitete seine Interviews an Bord vor. 32.KIB DSR-Seeleute

Er belehrte mich, dass man heutzutage dazu Briefing sagt. Günther suchte zu 23 vorbereiteten Fragen passende Seeleute aus. Parallel wird Norbert auf seiner Weltreise die gleichen Fragen an die Besatzung der ZIM Ontaria stellen. In einem Film soll dann unsere alte und der modernen Seefahrt gegenüber gestellt werden.

Viel Neues gab es auf der Fahrt zu entdecken: die Wasserstadt in Rummelsburg, neu gebaute Villen an den Ufern, Surfer auf dem Müggelsee, Klein-Venedig im altem Glanz oder die Holzflöße auf dem Dämeritzsee. Weiter ging es über den Flakenfließ, unter der S-Bahnbrücke Station Erkner hindurch, dann im Flakensee in die Löcknitz hinein. Am Anlieger „Löcknitz Idylle“ machen wir fest. Der Wirt begrüßte uns herzlich. Der Saal im Obergeschoss war für uns reserviert. Wir durften Getränke bestellen. Mittagessen gab es a la carte! Als die Kellnerin das erste Mal wieder erschien, nur drei Bier in der Hand, wurden wir etwas skeptisch. Doch das war völlig unbegründet. Es kam Verstärkung nach oben. Jeder erhielt seine Getränke und später auch sein bestelltes Essen. Man rief sogar ein Bier zuviel aus! Peter Guba ganz schlau: „Stellen sie es bitte auf den dritten Tisch!“ So hatte Peter gleich zwei halbe Liter! Wachtel wollte am Anfang für sich drei Kleine bestellen. Da hatte er aber Pech - gab es nicht!
Am Tisch kamen wir noch einmal auf die neue Fernsehserie zu sprechen. Und Peter war wieder ausgezeichnet vorbereitet. Ihr werdet es nicht glauben, was er aus seinem Rucksack holte: ein Tag zuvor gekauft „DDR Ahoi“ das Buch zur Serie. 15:00 Uhr – alle Mann an Bord! „Klar vorn und achtern!“ – Für Frank Thürmer das Kommando auf Achterstation! Fachmännisch holte er die Leine ein. Der Wirt vom „Löcknitz-Idylle“ bedankte sich über Megafon bei uns und wünschte der „Anna“ allzeit Gute Fahrt!
Wie abgesprochen, schlug Michael den veränderten Kurs ein. Wir fuhren über die Müggelberge: Gosener Kanal, Seddinsee, dann den Langen See entlang, zurück nach Köpenick. Wir passierten die Grünauer Regattastrecke. Dort trainierten einige Mannschaften mit ihren Drachenbooten. Ich kam auf eine wahnwitzige Idee. Wie wäre es mit einem Drachboot-Rennen - Deck gegen Maschine? Sicher ist jetzt schon klar, wer da gewinnt. Jürgen war begeistert!

Wir passierten am Wendenschloß das Gelände der Ed-Reederei. Michael zeigte uns die vielen Schiffe, welche in seiner Werft lagen - für jeden von uns gut verständlich, warum er so wenig Freizeit hat! Christa gab Ihr Interview ab. Dann kam Günther zum letzten Briefing herum. Die Frage 23 blieb offen: „Vermisst du die Seefahrt?“ Natürlich vermissen wir sie! Trotzdem ist die Frage so nicht richtig beantwortet.
Alle DSR-Seeleute werden Dir sagen: „Es war eine schöne Zeit!“ Viele unter uns sind gerne an Land geblieben, haben einen guten Job gefunden und eine Familie gegründet. Der eine ist jetzt Chiefmate bei der S-Bahn, der andere Bootsmann bei Kabel-Deutschland und ich Purser beim Bürgeramt. Und alle sind wir doch die DSR-Seeleute geblieben! Wir arbeiten nur hier! Bei den Interviews in „DDR Ahoi!“ kam auch das sehr gut zum Ausdruck! Verspätet - gegen 18:45 Uhr legten wir im Museumshafen wieder an.

32.KIB DSR-Seeleute

Klar vorn und achtern! Michael, Danke für die große Müggelsee-Tour !

 



Sein Schiffsjunge sammelte die Spesen ein und Michael rief zum Feierabendsbier auf!
Ruder gehen macht die Kehle trocken! 32.KIB DSR-Seeleute

Sicher trafen sich noch einige mit ihm auf dem Deckshaus!
Ich hatte mir für meinen Besuch bereits etwas anderes ausgesucht. Ich wollte Gerd noch ein Stück „Weltstadt Berlin“ zeigen - den „Weihenstephaner“ auf dem Hackischen Markt. Benno aus Marzahn schloss sich uns an. Was daraus wurde? Eine Männerrunde wie vor 28 Jahren auf hoher See! Dazu eine traumhafte Atmosphäre mit Pantomime, Gauklern und vorbei schlendernden Mädels, welche den Jungfrauenabschied feierten. Wenn wir nicht auf die Uhr geschaut hätten, wären wir die ganze Nacht dort sitzen geblieben. Gerd Hentschel war noch nie bei einem Seemannstreffen. Er bedankt sich ganz herzlich bei allen Seeleuten vom Klönsnack in Berlin. Von der ersten Minute an hatte er sich aufgenommen gefühlt, so als ob er schon immer mit dazu gehört. Ihm gefiel der lockere Umgang mit uns untereinander, die Herzlichkeit unserer Seeleute und die Begeisterung, mit welcher wir unseren Klönsnack pflegen.

Dann Ahoi – bis zum nächsten Mal – Euer Redakteur Jochen

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